Rezension

Ein mitreißendes Epos, das um die Wende vom 12. ins 13. Jahrhundert spielt, mit Charakteren, die einem ans Herz wachsen und mit denen man gemeinsam Siege davonträgt und Niederlagen einsteckt.

Das Salz der Erde - Daniel Wolf

Das Salz der Erde
von Daniel Wolf

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich schrecke ich vor solch dicken Büchern, wie “Das Salz der Erde” von Daniel Wolf es ist, immer erst einmal zurück. Die Seiten sind extrem dünn und das Buch trotzdem noch ein richtiger Schinken – aber es hat sich gelohnt, denn schon nach kurzer Zeit konnte ich diese packende Geschichte nicht mehr zur Seite legen.

Daniel Wolfs Schreibstil ist eigentlich recht schnörkellos und besonnen – doch er fesselt den Leser mit der Geschichte an sich, die bis ins kleinste Detail ausgebaut und durchdacht wurde. Wir begleiten den Protagonisten Michel de Fleury von 1173 bis 1206 – also 33 Jahre lang durch sein Leben und durch diese lange Zeit fällt der Abschied, wenn das Buch zu Ende ist, richtig schwer.

Michel de Fleury und sein kleiner Bruder Jean fliehen als Kinder mit ihrem Vater Rémy in die fiktive Stadt Varennes-Saint-Jaques in Oberlothringen, in der alles besser werden soll. Und wirklich wird zu Anfang alles besser – der Vater wird Kaufmann und Jahre später kehrt Michel gezwungenermaßen nach seiner Ausbildung in Italien zurück, um das Geschäft des Vaters zu übernehmen und in die Kaufmannsgilde einzusteigen, ohne deren Mitgliedschaft er nichts verkaufen darf.

Womit er nicht gerechnet hat, sind einige Personen, die ihm im Laufe seines Lebens immer wieder Steine in den Weg werfen – nämlich Ulman, der Bischof der Stadt, Géroux, Vorsteher der Gilde und vor allem der Ritter Aristide de Guillory. Michel muss kämpfen – um sein Geschäft, um die Freiheit der Stadt und zudem auch noch um seine Angebetete – Isabelle Caron, die Schwester seines besten Freundes.

Neben den ganzen politischen und wirtschaftlichen Geschehnissen hat mich – als typisches Mädchen, wenn es um so etwas geht – die tragische Liebesgeschichte zwischen Michel und Isabelle völlig mitgenommen. Ich möchte nicht zuviel vorwegnehmen, aber obwohl für manche “politisch und wirtschaftlich” total langweilig klingt – das ist es hier nicht. Charaktere, die man ins Herz schließt sterben, Siege die man mit Michel (gefühlt) gemeinsam errungen hat sind plötzlich nichts mehr wert – die Ungerechtigkeit schlägt nur so um sich.

Liebhaber von historischen Romanen kommen bei “Das Salz der Erde” voll und ganz auf ihre Kosten, da diese Geschichte einfach alles hat um gefesselt zu werden und mitzufiebern: Intrigen, Ungerechtigkeit, viel Menschlichkeit und eine tragische Liebesgeschichte.