Rezension

Ein mittelmäßiges Buch einer hervorragenden Autorin.

Ein Bild von dir
von Jojo Moyes

Ein Gemälde kann alles verändern. Und sogar zwei Liebespaaren über ein Jahrhundert hinweg eine Gemeinsamkeit schenken. Paris zu Zeiten des ersten Weltkrieges. Sophie versucht, für ihre Familie und ihren Mann Edouard (der an der Front kämpf) stark zu sein und außer einem Gemälde, das sie selbst porträtiert, erinnert nichts mehr an die glücklichen Zeiten. Einhundert Jahre später trauert Liv immer noch um ihren Ehemann David, der vor vier Jahren überraschend verstarb. Einzig ein Bild - Sophies Bild - ist ihr noch geblieben und daran klammert sie sich verzweifelt fest. Doch als ihr jemand das Gemälde versucht zu entreißen, setzt Liv alles daran, es behalten zu dürfen...

"Ein Bild von Dir" ist ein Roman der Autorin Jojo Moyes. Da ich bereits alle anderen Bücher der Autorin gelesen habe und bekennender Bewunderer ihrer Geschichten bin, konnte ich mir natürlich auch dieses Werk nicht entgehen lassen. Das Buch erschien bereits im Januar und leider muss ich sagen, dass ich seitdem nicht wirklich dazu kam, es zu lesen. Im Nachhinein bedacht, muss ich wohl zugeben, dass ich wohl unterbewusst eine Ahnung hatte, dass ich nicht so begeistert sein würde, wie von allen anderen Romanen. Doch lest selbst.

Der neueste Roman der Autorin gliedert sich in zwei Geschichten, auf die ich nun zuerst nacheinander eingehen möchte und dann deren Bedeutung füreinander beschreiben/beurteilen möchte. 

Die Geschichte, mit der das Buch beginnt, spielt zu Zeiten des ersten Weltkrieges. Dort lernen wir Sophie kennen, eine junge Frau, die mit ihrer Schwester und deren Kindern in einem kleinen Dörfchen im Norden von Frankreichs wohnt und dort mithilft, ein kleines Lokal am Laufen zu halten. Wir erfahren viel über Sophie, ihre Schwester Helene, deren gemeinsamer Bruder Aurelien, sowie ein wenig über die beiden Kinder von Helene und können uns so ein wenig in das Leben während des ersten Weltkrieges einfühlen. Sowohl Helenes, wie auch Sophies Mann mussten an die Front und nun bleibt den Schwestern nichts anderes übrig, als das Leben erstmal alleine zu bestreiten. Wie es im Krieg oft so ist, ist das Leben schwierig, die Menschen grausam und das Essen knapp. Doch als ob das nicht genug wäre, wird Sophies und Helenes Lokal auch noch auserkoren, für die Deutschen Besatzungssoldaten zu kochen. Daraufhin nimmt das Unheil seinen Lauf und als der Kommandant der Truppe dann auch noch Gefallen an Sophies Porträt findet, werden die Zeiten schwieriger denn je...

Mir persönlich fiel es zu Beginn der Gesichte etwas schwer, mich in ebendiese einzufinden, was wohl nicht nur am Schreibstil der Autorin lag, sondern eben auch an der Tatsache, dass sie die Geschichte zu Beginn etwas dahinplätschern ließ. Nach einiger Zeit hat man sich jedoch eingelesen und schon bald findet man sich darin wieder, mitten im Krieg. Der Charakter der Sophie, gefiel mir in diesem Teil der Geschichte zwar ganz gut, weil sie eine gewisse Tiefe zeigte, von vielen anderen hätte ich mir jedoch gewünscht, dass sie etwas präsenter bzw. aussagekräftiger gewesen wären. Besonders Sophies Geschwister, Helene und Aurelien werden zwar oft erwähnt, jedoch scheint keiner der beiden eine wirklich zentrale Rolle zu spielen. Sophie begegnet uns jedenfalls als willensstarke, energische Frau, die auch mal etwas aufs Spiel setzt, um sich das Leben zu erleichtern, bzw. sich und ihre Familie zu "retten", was sie über die Maßen sympathisch erscheinen lässt. Wenn man sich also das Leben dieser armen Frau so anschaut und ihren Werdegang verfolgt, so kann man sich zumindest ansatzweise vorstellen, wie es in Frankreich zu dieser Zeit wohl ausgesehen haben muss. Lügen, Verrat, Betrug. Jeder versuchte, das Beste aus seiner Situation herauszuholen, wenn man Pech hatte, sogar auf Kosten anderer. Mir persönlich gefiel dieser Teil der Geschichte sehr gut und im Gegensatz zur zweiten zentralen Geschichte, konnte mich diese sowohl überzeugen, als auch emotional miteinbinden. Ich fühlte mit Sophie und hoffe stets auf ein positives Ende. 

Der zweite Teil der Geschichte, welcher in der heutigen Zeit spielt, handelt von Liv, die um ihren Ehemann trauert, der vor vier Jahren verstorben ist. Vor Jahren schenkte er ihr ein Gemälde, an dem nun ihr ganzes Herz hängt. Über kurz oder lang soll es schließlich dazu kommen, dass Liv das Gemälde an Sophies Familie zurückgeben soll, da es sich (wie vermutet wird) um Diebesgut aus dem ersten Weltkrieg handelt. Liv kämpft verbissen um dieses Gemälde, auch wenn sie dadurch alles andere verliert...

Auch wenn es mir deutlich leichter viel, Zugang zu dieser Geschichte zu erhalten, so muss ich doch zugeben, dass sie mir insgesamt deutlich weniger gut gefiel, als die Geschichte um Sophie. Vorrangig lag dies daran, dass ich Liv nicht nur als Person über die Maßen unsympathisch fand (was sich im Laufe des Romanes noch drastisch verschlimmerte), sondern auch ihre Gründe zu agieren nicht wirklich nachvollziehen konnte. Natürlich ist es schwer, etwas loszulassen, dass einem der verstorbene Ehemann geschenkt hat, aber ab einem gewissen Punkt sollte man doch auch mal abwägen, ob es das wirklich Wert ist! Liv erweckt oft den Eindruck von grenzenloser Naivität und an vielen Stellen des Buches war ich geneigt, sie einfach einmal Schütteln zu wollen...was leider nicht möglich war. Die Story an sich war eigentlich ganz interessant, im Grunde genommen aber eigentlich nicht über die Maßen spannend. Wirklich berühren konnte mich weder Sophies Trauer, noch der vermeintliche Verlust ihres Gemäldes, was ich persönlich eigentlich ziemlich schade fand, denn was ist schon ein Buch, dass keinerlei Emotionen im Leser weckt? 

Was die beiden Geschichten und deren Verknüpfung angeht, so war ich doch positiv überrascht, denn auch wenn ich von der zweiten Geschichte absolut nicht  begeistert war, so konnte die Verknüpfung dessen dann doch etwas punkten. Die Idee, ein Gemälde zwei Ehepaare über ein Jahrhundert zu verbinden gefiel mir ausnehmend gut, besonders, weil ich so etwas bisher noch nicht gelesen hatte und dies über viele alte Dokumente zu vollziehen fand ich zwar nicht sonderlich originell, aber effektiv. Auch wenn man sich vielleicht fragt, wie es klappt, dass diese Dokumente über Jahrzehnte hinweg überdauern und zwei Weltkriege überlebt haben, mag zwar etwas utoptisch sein - aber das spielt eigentlich keine Rolle. 

Insgesamt konnte mich dieses Buch also nur mittelmäßig überzeugen, weswegen ich (im Gegensatz zu den anderen Romanen) recht lange brauchte, um mich hier durchzukämpfen. Schade, eigentlich.