Rezension

Ein moderner Klassiker

Von dieser Welt - James Baldwin

Von dieser Welt
von James Baldwin

Baldwin erzählt in seinem Roman nicht nur die Geschichte des 14jährigen, afroamerikanischen Jungen John, der in einer für Schwarze unerbittlichen Zeit im New York der 1930er Jahre aufwächst, getragen von der Liebe der Mutter und fast zerstört durch die tyrannischen Religiösität des predigenden Stiefvaters. Der Roman erzählt auch in Rückblenden Geschichten aus einer gesellschaftlich noch viel schwereren Vergangenheit der Elternteile im Süden Amerikas.

Der Autor findet dafür eine einmalige Sprache, die für mich die größte Stärke des Buches ausmacht. Sie wirkt fast durchgängig wie eine Predigt, ein Gospel, niedergeschrieben, um die Kämpfe der verschiedenen Familienmitglieder mit sich und mit Gott darzustellen. Selbst - und gerade - als atheistischer Mensch bekommt man dadurch ein Gefühl davon, wie stark sich manche christliche Gemeinden in den USA an die Erzählungen der Bibel klammern und durch Heraufbeschwören der ewigen Sünde gebannt nach einem gnädigen Gott suchen. Diese Suche mündet nicht selten in fast hysterisch anmutendem Rausch eines Gottesdienstes mit Erweckungsorgien. Ohne auf weitere der vielen inhaltlichen Facetten dieses Buches einzugehen, macht für mich diese Einheit von Inhalt und Sprache auf der Metaebene dieses Buch zu einem modernen - 1953 erschienenen - Klassiker.

In diesem Zusammenhang ein besonderes Lob möchte ich an die Übersetzerin Miriam Mandelkow aussprechen. Ihr gelingt die Sprache Baldwins in ihrer Besonderheit ins Deutsche zu überführen. Das Vorwort von Verena Lueken rundet das literarische Erlebnis ab.