Rezension

Ein Mörder, der gern ein Erlöser wäre

Der Bojenmann -

Der Bojenmann
von Kester Schlenz

Bewertet mit 3 Sternen

„Der Bojenmann“ von Kester Schlenz und Jan Jepsen ist der Auftakt einer Krimiserie und spielt in Hamburg. Da wird eines Tages die im Hafen auf einer Tonne aufgestellte echte Holzfigur durch eine plastinierte Leiche ersetzt, und das ist nur der Anfang. Es folgen weitere, und das Team um Kommissar Thies Knudsen und seine Kollegin Dörte Eichborn tappt lange im Dunkeln. Knudsens bester Freund, der ehemalige Kapitän und Lotse a.D. Oke “La Lotse“ Anderson hat einige gute Ideen, die die Ermittlungen weiterbringen und ermittelt schließlich auch eigenmächtig mit, wodurch er sich in Lebensgefahr bringt. Bald weiß man, wer hinter den Taten steckt, bekommt den Täter, der sein Handwerk perfekt beherrscht, aber nicht zu fassen. Ein Polizist wird im Einsatz entführt, und es ist zu befürchten, dass auch er ein Opfer des Serientäters wird.

In dem mäßig spannenden Krimi kommen neben der durch die Ausstellung „Körperwelten“ bekannte Technik der Plastinierung eine Reihe weiterer Themen zu Sprache, z.B. Klimawandel und Belastung der Umwelt durch Container- und Kreuzfahrtschiffe, außerdem die prekäre Situation der Matrosen auf den Handelsschiffen, deren Arbeitsbedingungen wie eine moderne Form der Sklaverei wirken. Hamburg als attraktiver Schauplatz der Handlung spielt eine zentrale Rolle und schließlich auch die Überzeugung des Täters. Er fühlt sich nicht schuldig, denn er erspart den Menschen, die er zu Kunstwerken umgestaltet, das übliche unrühmliche Ende: von Maden gefressen stinkend in Fäulnis überzugehen. Er tötet nicht, er transformiert und erlöst Filipinos, die seiner Ansicht nicht einmal als Menschen bezeichnet werden können, sondern für ihn Abschaum sind.
Was mich an diesem Krimi neben der weitgehend fehlenden Spannung stört, ist das offene Ende. Der Roman ist mir zu offensichtlich auf Fortsetzung angelegt. Gut gelungen ist dagegen die Charakterisierung der Figuren und neu die zugrundeliegende Idee der plastinierten Leichen, die der Öffentlichkeit als Kunstwerke präsentiert werden. Das reicht mir aber nicht. Ich hatte mir mehr von diesem Roman versprochen.