Rezension

Ein Monaco-Krimi mit Suchtpotenzial

Tödliche Vorstellung - Jule Gölsdorf

Tödliche Vorstellung
von Jule Gölsdorf

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT
In Monaco ereignen sich kurz nacheinander mehrere Unglücksfälle. Erst wird eine weibliche Wasserleiche gefunden und dann gibt es beim berühmten Zirkusfestival in Monte Carlo auch noch tote Artistinnen zu beklagen. Das ungleiche Ermittlerduo Coco Dupont und Henri Valeri hat alle Hände voll zu tun...

MEINUNG
Lange Zeit konnte ich mich nicht fürs Krimigenre erwärmen, weil ich die Fälle/Morde als zu grausig bzw. zu klinisch geschildert empfand. 

Jule Gölsdorfs nunmehr zweiter Monaco-Krimi ist da anders. Die TV-Moderatorin webt in ihre Geschichte wie Donna Leon viel Lokalkolorit bzw. Lebensgefühl hinein, so dass die Ermittler noch mehr als die Mordfälle an sich in den Fokus rücken. Das gefällt mir immens gut. Zumal man dabei auch einiges über Land und Leute kennenlernt. Monaco als Setting wurde von der Autorin eindrücklich realistisch und lebendig beschrieben. Besonders die Exkurse bzw. Einblicke in das Leben der Schönen und Reichen waren interessant. Letzteren ist oftmals der schöne Schein und die gelebte Oberflächlichkeit lieber als die schnöde Realität. Ob nun mondäne Luxusappartements oder beeindruckende Zirkusinszenierungen, Gölsdorf überlässt nichts dem Zufall und weiß, was das Leserherz von einem "Monaco-Krimi" erwartet. Dabei vernachlässigt sie auch kritische Themen nicht. So spielen auch radikale Tieraktivisten, die gegen die Tierhaltung bzw. die Tiernummern im Zirkus protestieren, eine Rolle. Auch Zuständigkeitsquerelen innerhalb der Polizei werden nicht ausgespart und beleben die Story. 

Das Ermittlerduo lebt von seinen Gegensätzen. Nicht nur altersmäßig, sondern auch charakterlich unterscheiden sich Coco und Henri stark voneinander. Was beide allerdings eint, ist die private Einsamkeit. Beide wollen sich von ihren Partnern scheiden lassen und kauen mächtig daran. Trotz seines großen Pessimismus und seiner Mürrischkeit fällt Coco der Umgang mit ihrem Kollegen mit der Zeit leichter. Man kann sich aufeinander verlassen. Ich fand beide Kommissare sehr authentisch und damit sympathisch. Gerade weil sie nun einmal nicht perfekt sind, habe ich sie gemocht.
Die Bandbreite der handelnden Figuren in Gölsdorfs Roman ist groß. Vom geizigen und versnboten Ex-Mann über den geltungsbedürftigen Polizeichef bis zur durchtriebenen Artistin ist alles dabei. Für zwischenmenschliche sowie allgemeine Spannung ist damit reichlich gesorgt. 

Der vielschichtige Plot langweilt an keiner Stelle. Die Kriminalfälle/Verbrechen wurden gut ausgewählt und sind kein 08/15-Werk. Die einzelnen Szenen wechseln sich temporeich ab, was die Spannung konstant hochhält. Die Täterjagd bzw. -enttarnung hält zudem einige Überraschungen parat.

Der moderne, bildreiche Sprachstil ermöglicht eine flüssige Lektüre. Die Dialoge unterhalten gut, weil sie über eine Menge feiner Ironie verfügen. 

FAZIT
Ein gelungener Kriminalroman mit viel monegassischem Flair und klug inszenierten Kriminalfällen. Da macht das Lesen einfach Laune.