Rezension

Ein Mord im Auf und Ab der Wellen?

Woman in Cabin 10 - Ruth Ware

Woman in Cabin 10
von Ruth Ware

Bewertet mit 4 Sternen

Nein, eine Sympathiefigur ist Lo, die Hauptfigur dieses Romans, wahrlich nicht. Aber sei’s drum. Das tut der Spannung dieses Thrillers keinen Abbruch.

Lo ist Reisejournalistin und als solche kann sie an der exklusiven Jungenfernfahrt des privaten Kreuzfahrtschiffes Aurora teilnehmen. Als sie diese Reise antritt, steht sie persönlich unter großem Stress. Wenige Tage vor der Abreise wurde in ihre Wohnung eingebrochen, des Nachts und während sie in der Wohnung war. Sie hat den Täter nicht erkennen können, doch seit dieser Nacht leidet sie unter erheblichen Schlafstörungen mit allen Folgen, die daraus resultieren. Sie ist permanent übermüdet, sie trinkt zu viel und sie benötigt außerdem schon länger Medikamente gegen immer wiederkehrende Panikattacken. Außerdem kriselt es auch in der Beziehung zu ihrem Freund Judah.
So verspricht sie sich von dieser kurzen Kreuzfahrt im Kreis ausgewählter Gäste des Eigners Richard Bullmer ein wenig Ruhe und Erholung. Dazu sollen auch viel Entspannung und der Luxus an Bord beitragen. Alles ist perfekt für die Gäste vorbereitet und organisiert.
Dies alles wird aber schon in der ersten Nacht an Bord unterbrochen. Lo bittet ihre Nachbarin in Kabine 10 um ein Fläschchen Mascara, da sie ihr eigenes vergessen hat einzupacken. Nach einem eleganten Dinner und viel Champagner schreckt sie nachts aus dem Schlaf. Aus der Nachbarkabine hat sie den Schrei einer Frau gehört. Später beobachtet sie, dass etwas Schweres über die Reling ins Wasser geworfen wird. Und sie entdeckt schließlich auch noch Blutspuren an der Glastrennwand der Terrasse zur Nachbarkabine.
Sie spricht darüber mit dem Sicherheitschef der Yacht, doch auch wenn er ihr Glauben schenken will, sprechen doch alle Fakten gegen ihre Aussage. Denn – die Nachbarkabine war gar nicht belegt, der dafür gebuchte Gast hatte kurzfristig absagen müssen. Doch damit will Lo sich nicht zufriedengeben. Sie weiß, was sie gesehen hat. Sie beobachtet genau, weiß aber schon bald nicht wem sie vertrauen kann. Und die Schlaflosigkeit wie auch ihre anderen Probleme holen sie wieder ein.

Mit teilweise fast atemloser Spannung verfolgt man als Leser die Fakten, die Lo Stück für Stück herausfindet und das sind solche, die nicht zu Ruhe und Entspannung beitragen. Nach einiges weiteren Tagen und Nächten an Bord glaubt sie, der Lösung ein Stück näher zu kommen und lässt sich auf ein Gespräch mit dem Gastgeber ein, der ihr sehr verständnisvoll seine Unterstützung zusichert. Trotzdem beginnen sich die Ereignisse sich mit großer Dramatik zu beschleunigen und Lo martert sich mit Selbstzweifeln.
Die Ich-Erzählung der Protagonistin wird immer mal wieder von Nachrichten, Chats u. ä. unterbrochen, aus denen wir Leser entnehmen, dass an der Küste Norwegen eine Leiche angespült wurde, die man als die der angeblich verschwundenen Journalistin erkennt.

Die Auflösung werden wohl die Wenigsten so vermutet haben, wie sie sich am Ende dann zeigt. Bis es aber soweit ist, werden noch atemlose Lesestunden vergehen.