Rezension

Ein Mord wie gemalt

Das Eulenhaus
von Agatha Christie

Bewertet mit 5 Sternen

Hercule Poirot ist fassungslos. Da wird er zu einem eleganten Dinner bei seinen neuen Nachbarn eingeladen und kaum betritt er die Szene sieht er vor sich einen lupenreinen Mord. Eine elegant hingestreckte Leiche, der Mörder mit Pistole über sie gebeugt, alle anderen Beteiligten treten gerade hinzu. Was für eine Geschmacklosigkeit. Nur ist der Mord echt und sonst nichts wie es scheint. Im Umfeld der äußerst manierierten und verdächtig dienstbeflissenen Angkatells beginnt er zu ermitteln.

Ein außergewöhnlicher Hercule Poirot-Krimi, der weniger durch seine Ermittlungen sondern mehr mit seinem Personal zu fesseln weiß. Hercule Poirot verschwindet fast in den Kulissen während die Familie der Angkatells brillant in Szene gesetzt wird. Jeder Charakter ist detailliert ausgearbeitet und sorgfältig inszeniert, dabei wird jeder eigentlich nur kurz umrissen. Trotzdem hat man den Eindruck ihn bis ins Kleinste zu kennen.

Die Atmosphäre des Buches ist auf schwer zu fassende Weise düster und unheilschwanger. Dabei ist sie so wenig greifbar wie die Figuren. Mitzuraten ist wie üblich eine große Herausforderung, doch hier hat man nicht mal den Eindruck, dass der Fall im Mittelpunkt steht. Trotzdem fesselt das Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Der Schluss passt brillant zu der ungewöhnlichen Geschichte – man bleibt ein wenig benommen zurück, als hätten einen die beflissenen Angkatells betäubt.

Ein ungewöhnlicher Hercule Poirot-Roman, der mich begeisterte! Gerade weil Poirot nicht im Mittelpunkt steht, zur Abwechslung aus einer neutrale Perspektive erzählt wird und die Atmosphäre völlig anders ist, liebe ich dieses Buch.