Rezension

ein Must-Have für Buchliebhaber, doch ab und zu wäre weniger mehr gewesen ...

Die Seiten der Welt - Nachtland
von Kai Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

Wir steigen einige Monate nach dem Ende des ersten Teils ein und es geht gleich rasant los, denn Furia und die Rebellen wollen mit Hilfe von Buchegeln einbrechen. Sofort ist man wieder in Kai Meyers buchiger Welt gefangen und durch geschickt gesetzte Rückblicke, hat man die vorangegangenen Handlungen schnell wieder präsent.

Auch in Nachtland steht Furia im Mittelpunkt. Obwohl sie noch keine 'ausgewachsene' und voll ausgebildete Bibliomantin ist, bildet sie mit Isis Nimmernis, Summerbelle und Finnian einen wichtigen Teil der Rebellen.
Isis ist für mich der spannendste Charakter, denn man weiss nie so recht, woran man wirklich bei ihr ist. Zwar hat sie Furias vollstes Vertrauen, doch durch die eine oder andere Handlung schürt sie das Misstrauen und einige sind sich sogar sicher, dass sie eine Spionin ist.

"Die Seiten der Welt" wird in der dritten Person erzählt. Grösstenteils begleiten wir Furia, doch immer wieder machen wir auch einen Abstecher zu anderen Charaktere - und das sind in diesem zweiten Band nicht wenige. Durch den häufigen Perspektivenwechsel fehlte mir dann jedoch leider die Tiefe der einzelnen Personen.

Einmal mehr staune ich aber über Kai Meyers schier grenzenlosen Ideenreichtum. Er hat die Thematik der Bibliomantik wirklich bis zum äussersten ausgeschöpft. Meiner Meinung nach wäre manchmal weniger mehr gewesen, denn neben der Handlungsstränge der schon bekannten Charaktere erfahren wir nun auch mehr über die Häuser, allen voran dem Haus Himmel. Auch hier lernen wir etliche Familienmitglieder kennen, so dass man bald über ein Personenregister froh gewesen wäre.

All diese Aspekte machen das Buch mächtig, sehr komplex und beinahe überbordend, so dass man "Nachtland nicht einfach mal so locker-flockig nebenher lesen kann. Es verlangt einem Konzentration und Geduld ab, man wird aber mit einer fantastischen Welt belohnt.

Doch im grossen und ganzen wird der Spannungsbogen aufrecht erhalten und der Autor bringt einen durch seine 'buchigen' Ideen zum Schmunzeln oder überrascht mit unerwarteten Wendungen.
Kai Meyer schreibt flüssig und bildgewaltig, ab und zu verstrickt er sich jedoch leicht in seinen tollen buchigen Ideen und muss etwas aufpassen, dass er den roten Faden nicht verliert.

"Nachtland" ist wahrlich kein stiefmütterlich behandelter zweiter Teil sondern kann mit dem ersten Band mithalten. Durch diverse Handlungsstränge, gibt es sehr viele Möglichkeiten, wie sich das Finale weiterentwickeln wird. "Blutbuch" erscheint am 10. März 2016 und Kai Meyer wird bestimmt ein Feuerwerk an Magie und Fantasie zünden.

Fazit:
Auch im zweiten Band von "Die Seiten der Welt" besticht Kai Meyer mit einem schier grenzenlosen Ideenreichtum, mehreren Handlungssträngen und einer sehr breiten Palette an Charaktere. Und so ist auch "Nachtland" ein Must-Have für alle Buchliebhaber oder die, die es noch werden wollen ....
Nur manchmal wäre meiner Meinung nach weniger mehr gewesen ....