Rezension

Ein MUST READ!

Sabotierte Wirklichkeit - Marcus B. Klöckner

Sabotierte Wirklichkeit
von Marcus B. Klöckner

Bewertet mit 5 Sternen

Hier bekommt man nicht nur kluge Unterhaltung.Es geht viel, viel tiefer.

Eindeutig ein Must read, auch wenn man bereits die einschlägigen Werke zu dem Thema gelesen hat.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut.

Das Kapitel über die Zensur ist stark wie aufschlussreich. Klöckner hinterfragt die Gegebenheiten in den Leitmedien, stellt sehr gute Fragen, spricht von der dürftigen Berichterstattung, z.B. im Ukrainekonflikt, wie auch im Verhältnis zu Russland insg., i.e. einer „…Berichterstattung.., die bei den großen politischen und gesellschaftlichen Themen den Diskurs auf den Durchmesser eines Strohhalms verengt.“ Klöckner spricht hier von zwei Arten der Zensur: Der vom Staat ausgeübten und der speziellen Form der Zensur, die aus dem Innern des journalistischen Feldes entspringt. Klöckner vergleicht die beiden Zensurarten und schildert die verheerenden Auswirkungen auf den öffentlichen Diskurs, auf die Meinungsfreiheit und Demokratie insg.

Das 2.te Kapitel „Medienwirkichkeit“ ist nicht weniger spannend. Hier ist die Rede von den von den Medien erzeugten Wirklichkeiten, die mit der Realität oft wenig zu tun haben. Journalisten als Märchenerzähler werden hier unter die Lupe genommen. Der Fall Relotius wurde hier eingehend analysiert, und zwar als einschlägiges, schillerndes Beispiel des Mediensystemversagens. Es geht hier um das System, in dem die Fakten keine Rolle spielen, solange die erzählten Geschichten dem vorgegebenen Erzählrahmen und der von den Mächtigen gewünschten Wirkung auf die Leser entsprechen. Auch von der Anmoderation C. Klebers ist hier die Rede, die am 04 April 2019 für paar Momente mit unwahren Behauptungen für Aufregung gesorgt hat (frei erfundener Angriff Russlands auf Estland). Hier wurde u.a. analysiert, wie politische Meinung des Moderators mit der Nachricht vermischt wurde, was das bedeutet, was das in den Köpfen der Medienkonsumenten bewirken sollte, warum so etwas gemacht wird usw.

Einerseits werden den Medienkonsumenten Märchen serviert, andererseits: „Anstatt zu zeigen, was gezeigt werden muss, wird Wichtiges ignoriert und abgetan.“

Kapitel 3 untersucht die Herrschaftsnähe der sog. Leitmedien. Da gibt es einige treffende Gesichtspunkte, die Klöckner auf den Punkt bringt. Auch hier schaut es für einen leichtgläubigen Leimedienkonsumenten nicht sonderlich rosig aus. Statt Abstand zu behalten und den Politikern kritisch auf die Finger zu schauen, was die eigentliche Aufgabe der Journalisten wäre, sind die Leitmedien längst zu den Handlangern der Mächtigen geworden, ihre PR-Abteilung. Ihre Dienste werden meist gebraucht, um die Politik der Mächtigen, die hpts. ihren Interessen dient, schönzureden und gefährliche Entwicklungen als etwas Tolles, ja absolut Notwendiges, an die breite Masse zu verkaufen, s. z.B. die brandgefährliche Entwicklung mit der Aufrüstung.

Am Ende kommt Klöckner zum Ergebnis, dass man den Leitmeiden nicht trauen darf, und dass dieses System nicht zu reparieren ist. Die Lösung: Auf alternative Medien umsteigen, die nicht von der Werbung finanziert werden. Es liegt dann an den Lesern, sie entspr. finanziell zu unterstützen.

Ich habe das E-book von der I-Seite des Verlags geholt und finde die 12,99 Euro sehr gut investiert. Für das Geld bekommt man nicht nur kluge Unterhaltung. Da steckt noch viel mehr drin. Ich konnte in diesem Rahmen nur wenige Aspekte aufgreifen. Besser, man liest selbst.

Fazit: Ein must read. Methodische Herangehensweise, überzeugende Argumentation, wohl begründet, geordnet, belegt, griffig, klar, für jeden prima verständlich und nachvollziehbar. Man bekommt viel mehr als KT verspricht und die Kapitelüberschriften im Inhaltsverzeichnis verraten.

Das Werk fördert nicht nur einen kritischeren Umgang mit den Medien. Es geht viel, viel tiefer.