Rezension

Ein Must Read für jeden!

Unter pinken Sternen - Sabrina Schuh

Unter pinken Sternen
von Sabrina Schuh

Da stürzte ich mich voller Neugier auf diese Sterntaler-Märchenadaption und wollte nur mal kurz rein lesen …

… um ziemlich schnell festzustellen: das geht nicht mit diesem Buch!

Es hat mich innerhalb von Sekunden gepackt, eingesaugt und mich in seiner Geschichte gefangen gehalten.

Ich war sofort an Silkes Seite, die als Top-Aufsteigersternchen in der Mode-Branche große Erfolge feiert.

Um so entsetzter war ich dann, lesen zu müssen, wie rasend schnell doch der gesellschaftliche Fall eines Menschen von statten gehen kann.

Es war ernüchternd, beschämend und zutiefst traurig und es hat sich leider sehr real lesen lassen.

Ein einziger Moment, ein einziges trauriges Ereignis hat ausgereicht, um eine Kette von Ereignissen auszulösen, die Silke ganz schnell als Designer-Star vom Modehimmel holt und stattdessen als Obdachlose vor einem Bahnhofsschließfach, ohne Hab und Gut zurück lässt.

Ich habe fast keine Worte dafür, was danach mit Silke passiert ist …

... wie schnell sich die Ereignisse automatisch überschlagen, wie sie plötzlich in einem Hamsterrad gefangen ist, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint und wie sie machtlos alles über sich ergehen lassen muss. Und das schlimme daran ist, dass es jeden von uns genauso treffen könnte.

Zum Glück gibt es Sabrina Schuh, denn sie hat die richtigen Worte gefunden um unsere Gesellschaft und unseren Sozialstaat widerzuspiegeln und auch uns selbst einen Spiegel vorzuhalten.

Wer hat sie nicht? Vorurteile!

Haben wir nicht alle schon mal überheblich die Augenbrauen hochgezogen, wenn uns ein Obdachloser nach Kleingeld gefragt hat oder sind naserümpfend an einem solchen vorbei gegangen?

Wir Menschen neigen leider generell dazu, uns ein vorschnelles Urteil zu bilden, nur aufgrund dem, was unser Auge erfasst. Wir haben kein Hintergrundwissen und dennoch bilden wir uns im Bruchteil von Sekunden eine Meinung. Oft tun wir das sogar gar nicht, denn die Zeit ist knapp, jeder ist sich sowieso selbst am Nächsten und man hat schließlich genug eigene Probleme.

Die Autorin führt uns mit diesem Buch genau das vor Augen, ohne jedoch in irgendeiner Form belehrend zu wirken, ganz im Gegenteil.

Wir reflektieren uns einfach ganz automatisch, indem wir Silke auf ihrem Weg begleiten, mit ihr mitfiebern und mitleiden.

Mein Lieblingscharakter in dem Buch ist ein kleines Mädchen namens Josephine. Sie ist eine so liebe reine Seele und die Kleine hat mich sehr zum Nachdenken angeregt.

Es gibt Menschen, die handeln ohne Hintergrundwissen, es gibt Menschen, die handeln trotz besserem Wissen nicht und es gibt Kinder, die handeln, ohne irgendein Wissen, einfach weil sie es von Herzen tun.

Das Ende kommt übrigens einem waschechten „Sterntaler-Showdown“ gleich.

Generell wurden entscheidende Märchenelemente aus dem Original super mit dieser Geschichte verwebt.

Ich danke der Autorin von Herzen für diese mehr als großartige Geschichte! Sie liest sich wie das echte Leben, was schlimm ist, aber sie rüttelt auch wach, das ein jeder etwas bewirken kann, wenn er nur möchte.

Fazit

Ich habe schon viele Bücher gelesen, die ich von der Thematik her als „harte Kost“ bezeichne, „Unter pinken Sternen“ setze ich hiermit in der Liste ganz nach oben!

Es ist ein Buch, was das sozialkritische Thema Obdachlosigkeit von allen Seiten durchleuchtet und zwar schonungslos.

Wir erleben es aus der eigenen Sicht, wir, die wir bequem in unserem warmen zu Hause sitzen, aber auch aus der Sicht anderer Obdachloser, sozialer Helfer und Menschen mit großen Vorurteilen.

In erster Linie erleben wir das Thema aber aus erster Hand durch Silke, deren Weg durch eine Kettenreaktion schlimmer Ereignisse geebnet ist. Wir begleiten sie von Anfang an und fühlen hautnah mit ihr mit.

Für mich ist dieses Buch eine Must-Read für jeden!