Rezension

Ein mutiges Mädchen

Siri und die Eismeerpiraten - Frida Nilsson

Siri und die Eismeerpiraten
von Frida Nilsson

Bewertet mit 4.5 Sternen

„...Es ist immer leichter, den feigen Weg zugehen. Aber manchmal im Leben wählt man auf einmal den mutigen Weg. Und das ist ein großes Glück für alle anderen...“

 

Siri lebt mit ihrer Schwester Miki und dem Vater auf einer Schäreninsel im Eismeer. Sie ist 10 Jahre alt. Mit Miki, der 7jährigen Schwester, sammelt sie auf der Schäre Eisapfel Beeren. Da sie nur wenige finden, schickt sie die Schwester auf die andere Seite der Insel. Plötzlich hört sie einen Schrei. Sie rennt zu Miki, sieht aber nur noch, wie diese mit einem Boot zum Piratenschiff Schneerabe gebracht wird. Das ist dafür bekannt, das es Kinder entführt, um sie auf einer Insel arbeiten zu lassen.

Siri sucht Hilfe. Doch keiner der Bewohner ihrer Schäre ist bereit, sich mit den Piraten anzulegen. Nur ihr Vater will sich auf den weg machen. Der aber ist krank.

 

„...Meine kleine. Du weißt doch, wie sehr sie sich immer fürchtet. Ich darf gar nicht daran denken, wie es ihr jetzt geht...“

 

Kurz entschlossen macht sich Siri auf den Weg, um ihre Schwester aus den Händen von Piratenkapitän Wei0haupt zu befreien.

Die Autorin hat ein fesselndes Kinderbuch geschrieben. Es verknüpft eine phantasievolle Handlung mit den Gegebenheiten im Eismeer. Gleichzeitig werden Fragen des Umweltschutzes und des Umgangs mit der Tierwelt gesteift.

Siri stößt mit ihrem Vorhaben meist auf Unverständnis. Nur ein Mann ist bereit, sie zu unterstützen. Siris Geschichte reißt bei ihm eine alte Wunde auf. Auf ihren Weg begegnet Siri vielen Unwägbarkeiten. Sie lernt Kälte, Hunger und Einsamkeit kennen. Doch immer wieder findet sie Menschen, die ihr helfen. Allerdings hat Siri ein großes Herz für die Tiere und die Wesen der See. Das führt selbst mit denjenigen, die sich um sie kümmern, zu Konflikten.

Nach und nach kommt sie ihren Ziel näher. Was wird sie dort vorfinden?

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Für ein Kinderbuch ist er erstaunlich ausgereift, wie das folgende Zitat zeigt:

 

„...Manchmal macht der Körper Dinge, ohne dass man ihn darum gebeten hat. Manchmal, wenn es wirklich darauf ankommt, wenn man vor zwei Schicksalen steht, das eine schwarz und das andere weiß, da kann eine Handlung aus sich selbst entstehen, obwohl man so aus der Fassung gebracht ist, dass alle Gedanken rettungslos festzusitzen scheinen...“

 

Siris Gefühle und Gedanken werden durch ihr Handeln ausreichend beschrieben. Sie ist erstaunlich reif für ihr Alter. Das zeigt sich in ihren Worten. Bitter konstatiert sie, dass Menschen, die sich in der gleichen Not befinden, nicht zusammenhalten, sondern sich noch gegenseitig schaden. Selbst dann gilt das Recht des Stärkeren.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Allerdings ist es schwierig, es einer Altersgruppe zuzuordnen. Es befindet sich eher im Grenzbereich zwischen Kinder- und Jugendbuch.