Rezension

Ein Mysterium, verpackt in einem herausragenden Plot, einer der besten Thriller je gelesen

Fünf Winter -

Fünf Winter
von James Kestrel

Bewertet mit 5 Sternen

Der Thriller beginnt im November 1941, mit vorläufigem Höhepunkt am 7. Dezember 1941, dem japanischer Angriff auf Pearl Harbor. Amerika steht am Rande eines Krieges.

Im Brennpunkt in „Fünf Winter“ – im englischen Original „Five Decembers“ steht Polizeidetektiv Joe McGrady aus Honolulu, während er zwei Morde untersucht, die sein Leben für immer verändern werden.

McGrady, Ex-Soldat, steht in der Hierarchie des HPD Honolulu Police Department, nach fünf Jahren bei der US-Army, eher weit unten. Er besuchte das College und meldete sich zur Armee, bevor er als Polizist nach Honolulu kam. Die Insel befindet sich in einem Zustand äußerster Spannung, doch mit einem Angriff der Japaner wird nicht gerechnet.

Der betrunkene Hilfscowboy Miguel, angestellt bei einem angesehenen Inselbewohner hat in seiner Hütte einen kopfüber aufgehängten Mann gefunden. McGrady wird mit den Nachforschungen beauftragt. Er findet tatsächlich die Leiche und noch mehr, erstattet dem HPD Bericht und fährt zum Tatort zurück. Dort trifft er auf den vermutlichen Täter, der die Hütte in Brand stecken will, um alle Beweise zu vernichten und tötet ihn im Kampf. McGrady glaubt nicht an die Theorie eines Einzeltäters.
Als männliches Opfer wird der Neffe des Kommandanten der auf Hawaii stationierten Pazifikflotte Admiral Kimmel identifiziert. Das weibliche Opfer ist ein junges japanische Mädchen, noch unbekannt.

McGrady ist gezwungen, mit dem Detektivkollegen Fred Ball ein Ermittlerteam zu bilden, der es sich zur Gewohnheit macht, bei der Erpressung von Geständnissen Gewalt anzuwenden, auf Befehl von Captain Beamer. Abgesehen von Balls Brutalität bilden die beiden Männer ein gutes Team und entdecken bald, dass der Mörder von der Insel über den Pazifik nach Hongkong geflogen ist. Im Zusammenspiel von Polizei und Marine und seiner Erfahrungen aus der Stationierung in China bei der Armee – wird McGrady nach Honkong losgeschickt, um den Verdächtigen festzunehmen.
Zum Abschied küsst er seine Geliebte, die Doktorandin Molly Radcliffe mit der festen Absicht, sie mit einem romantischen Kurzurlaub zu überraschen, wenn er nach ein paar Tagen, spätestens nach ein paar Wochen zurückkommt. Die Geschichte hat jedoch andere Pläne: McGrady ist in Honkong fast am Ziel, knapp vor der Entdeckung des Mörders, als er in einen Hinterhalt gerät und im Polizeigefängnis landet. Honkong wird von den Japanern eingenommen, zeitgleich überfallen die Japaner Pearl Harbor. Die USA tritt in den zweiten Weltkrieg ein. Wahrlich kein guter Zeitpunkt für einen Amerikaner in Hongkong. Er wird gefangen genommen, entgeht knapp seiner Hinrichtung und nur mit Hilfe eines japanischen Diplomaten entkommt er - ausgerechnet nach Tökyö (Tokyo).
Er darf das Haus nicht verlassen, dafür lernt er mit der jungen Sachi, der Tochter des Diplomaten japanisch. Die Amerikaner bombardieren Tokyo zuerst mit Napalmbomben zur Zielmarkierung, damit die nachfolgenden Bomberstafeln treffsicher ihre Bomben abwerfen können. Er erlebt auch die Entbehrungen der Bevölkerung und deren Leiden während der Bombardements und erfährt, wie sich das Bild von Freunden und Feinden verschiebt. Nach der Kapitulation Japans fährt McGrady an Bord der USS Missouri zurück nach Honolulu. Mit der Verbissenheit des Bluthundes – nachdem ihn das HPD nicht mehr haben will, setzt er seine unerbittliche Jagd nach dem bestialischen Killer fort. McGrady spricht (ein großes Wort gelassen aus) „…Es ist doch merkwürdig, wie sich die Dinge entwickeln. All die kleinen Wendepunkte.“ (S. 477)

Bleiben zwei Fragen offen: Bringt er den Killer zur Strecke und findet er nach vielen Privaten Rückschlägen sein Glück?

Einer der besten Thriller, die ich seit Jahren gelesen habe, der so fesselnd und gleichzeitig so voll von schönem Pathos war und gleichzeitig die vernichtende Tötungsmaschine des Pazifikkrieges WWII nicht ausgespart hat. Zwar habe ich nur fünf Tage für die fast 500 Seiten verbraucht, aber ohne einen Lesestopp mit Pausen, um das gelesene sacken zu lassen, wäre es mir nicht gelungen, in die emotionalen Erzählungen von James Kestrel fortgesetzt einzutauchen. Schwierig wird es, diesen Thriller treffend zu charakterisieren: Beginnend in Art eines Noir-Romans mit Polizisten Joe McGrady aus Honolulu, der beharrlich einen Mörder, zuerst auf der einen Seite, später auf der anderen Seite des Pazifischen Ozeans verfolgt und einem „hardboiled detective“, der seinem Herzen folgt.

„Fünf Winter“ ist ein außergewöhnlicher Roman über Kriegsverbrechen, Gerechtigkeit und die Liebe zum Verlorenen und Wiedergefundenen, geschrieben/übersetzt in ausgezeichneter Prosa (fast immer), die Schönheit und Brutalität gleichermaßen ausdrucksvoll vermittelt.

James Kestrel, alias Jonathan Moor hat für „Fünf Winter“ den Edgar Award 2022 für den besten Roman/Krimi des Jahres und den Barry Award 2022 für den besten Thriller des Jahres 2022 erhalten. Nebenbei bekunden Dennis Lehane (einer meiner Lieblingsautoren) und Stehen King ihre Bewunderung.