Rezension

Ein nachhaltiger Sommer, ein nachhaltiges Buch

The Girls - Emma Cline

The Girls
von Emma Cline

Bewertet mit 3.5 Sternen

Es war, zumindest anfangs, nicht einfach Emma Clines “Girls” zu folgen. 
Evie, im Jahr 1969, missachtet, beeinflussbar, veränderbar und Evie als Frau im mittleren Alter, mit allen Erinnerungen von damals, eben jenem Sommer 1969.
Dazu die vollmundig gesäuselten S-Laute Suzanne von Borzodys, die meine Ohren nicht so richtig verarbeiten wollten und meine Gedanken immer wieder abschweifen ließen. Die bis zum Gurgeln ausgedrückten englischen Begriffe waren der weiteren Konzentration auch nicht gerade sehr zuträglich. 
So durch die erste CD gehaspelt fing mich die eigentliche Geschichte um die 14-jährige Evie, deren Gedankengut sich ausschließlich darum drehte, gesehen und beachtet zu werden, doch ein. 
Nach der Scheidung der Eltern, die dann jeweils mit ihren neuen Partnern beschäftigt waren, fühlte sie sich so sehr zurückgesetzt und überflüssig, dass sie sich von einer Gruppe eigentümlicher, älterer Mädchen angezogen fühlte und immer mehr in deren Sog geriet. Das war gefährlich, denn alle scharrten sich um eine Art Guru, der auch schließlich Evie eine Gehirnwäsche verpasste, dass sie ebenso hörig umherlief, wie die anderen auch. 
Abwechselnd berichtet die “alte” Evie heute über die Geschehnisse damals und lässt dabei die Abgründe ihres eignen Seelenlebens nicht aus.
Erstaunt hat mich Emma Clines Talent, als noch recht junge Autorin, ganze Gefühlspaletten und Nuancen kleinster emotionaler Regungen greifbar zu versprachlichen. Die ganze Geschichte ist gespickt davon und stand für mich neben der eigentlichen Handlung mehr im Fokus und sorgte für etliche Überraschungsmomente. 
Ein tiefgreifender Einblick in das mitunter dunkle Gefühlsleben eines Teenies, dessen Erleben damals bis heute geprägt hat. 
Lesenswert und nachhaltig. Trotzdem für mich nicht so hervorstechend, wie angekündigt.