Rezension

Ein nervenaufreibender Jugendthriller über Gewalt an Frauen und dem schmalen Grat zwischen Rache und Gerechtigkeit.

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld - Colleen Oakes

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld
von Colleen Oakes

Der Geheimbund der »Black Coats« hat es sich zur Aufgabe gemacht, gewalttätige Männer, die durch die Justiz keiner gerechten Bestrafung zugeführt werden, eine Lektion zu erteilen. Die begabte junge Läuferin Thea erhält nach dem Tod ihrer Cousine eine Einladung der mysteriösen Vereinigung und sieht damit ihre Chance gekommen, Rache an Natalies Mörder zu nehmen. Je weiter Thea im Bund der »Black Coats« eintaucht, desto mehr stellt sich ihr die Frage, ob Rache wirklich für Gerechtigkeit sorgen kann? Mit den ersten Zweifeln kommt bei ihr der Gedanke auszusteigen auf. Doch da ist es längst zu spät, um der gut vernetzten Organisation entkommen zu können.

Durch eine mysteriöse Einladung aus dem Hause Beltz & Gelberg wurde ich auf den Jugendthriller »Black Coats…denn wir vergeben keine Schuld« von Colleen Oakes aufmerksam. Genau wie Thea wusste ich überhaupt nichts über den Orden der Black Coats und folgte neugierig der Einladung…

Zwischen den Buchdeckeln erwartete mich eine nervenaufreibende Geschichte über Verlust, Trauer, Rache und Gerechtigkeit, die ein geheimnisumwobener Orden durch Selbstjustiz herzustellen versucht. Genauer gesagt geht es um Gewalt an Frauen und Frauen die es satt haben länger tatenlos zuzusehen, wie die Täter ungestraft davonkommen. Nach einem kurzen Prolog lernt man auf wenigen Seiten die junge Hauptprotagonistin Thea kennen, welche sich nach dem Mord an ihrer Cousine Natalie erst nach der Aufnahme im Orden der Black Coats wieder richtig lebendig fühlt. 

Nach und nach lernt man zusammen mit der Hauptprotagonistin die Strukturen der »Black Coats« von der Anwerbung über das Training bishin zu den unterschiedlichen Balancings kennen und beginnt zu ahnen, welchen große Ausmaße das Wirken des Ordens überhaupt hat. Der Sitz der Black Coats befindet sich in einem altehrwürdigen Haus, das mindestens genauso viele Geheimnisse wie der Orden selbst zu beherbergen scheint und somit der perfekte Schauplatz für actionreiche Szenen bietet.

Gemeinsam in einem Team mit anderen frisch angeworbenen Mädchen, deren Stärken ganz unterschiedlicher Natur sind, stellt sich Thea dem harten Training der »Black Coats«. Die Existenz des Ordens und ihre Mitgliedschaft muss sie strengstens geheimhalten, auch vor ihren Eltern und einem anständigen Jungen, in den sie sich von Tag zu Tag mehr verliebt. Die Gemeinschaft des Ordens und vor allen Dingen die eingeschworene Freundschaft und der Zusammenhalt untere ihren Teamkameradinnen geben Thea Halt und die nötige Kraft um über den Tod ihrer Cousine hinwegzukommen und ein neues Leben zu beginnen. 

Der temporeiche Handlungsablauf und der flüssige Schreibstil Oakes tragen zu der unglaublichen Sogwirkung des Romans bei, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ehrlich gesagt hat man das Gefühl, dass sich die nervenaufreibende und dichte Atmosphäre der Geschichte auf einen selbst überträgt und mit angehaltenem Atem mitverfolgt, wie Thea immer mehr dem Rausch ihrer Macht als Black Coats Team erliegt.

Die Autorin hat sich eine PoC als Romanheldin auserkoren und lässt an einigen Stellen Theas sensibilisierte Haltung zum Thema Rassismus mit einfließen. Ich persönlich finde es durchaus sehr wichtig, dass diese Thematik in Jugendbüchern angesprochen wird, doch mehr wie ein kurzes Aufleuchten davon gibt es in dieser Geschichte nicht. Deshalb stellt sich mir die Frage, ob die Autorin sich nicht besser in einem extra dafür vorhergesehenen Roman damit beschäftigen sollte, anstatt es hier halb gar zu servieren.

Sehr gut gefallen hat mir, dass sich die Autorin in ihrem Jugendroman mit dem Thema Selbstjustiz auseinandersetzt und der Protagonistin nach einer gewissen Zeit das Saatkorn des Zweifels über ihr Tun einsät. Zunächst werden die fragwürdigen Gedanken von dem guten Gefühl, das die Organisation in Thea auslöst überlagert. Colleen Oakes läutet den Plottwist recht spät ein und spitzt den Spannungsbogen zu einem grandiosen Showdown-Finale zu, dass für meinen Geschmack sogar etwas zu viel des Guten bereithält.