Rezension

Ein nervenaufreibender Südstaatenroman - wahnsinnig spannend!

Dunkle Gewässer - Joe R. Lansdale

Dunkle Gewässer
von Joe R. Lansdale

Bewertet mit 5 Sternen

Halloween steht vor der Tür – zur Einstimmung ist Lansdales „Dunkle Gewässer“ bestens geeignet, das zur Zeit der Großen Depression in den USA spielt.

„Dunkle Gewässer“ ist ein bedrückender Albtraum und liest sich wie eine Mischung aus „Huckleberry Finn“ und „Freitag der 13.“:

Die drei jugendlichen Hauptpersonen Sue Ellen, Terry und Jinx flüchten auf einem Floß den Sabine River hinab, verfolgt von einem wahnsinnigen, legendenumwobenen Massenmörder, dessen Lieblingswaffe die Machete ist.

Mit an Bord des Floßes ist die Asche der ermordeten May Lynn, einer engen Freundin der drei.

May Lynn wurde zu Beginn des Buches tot aus dem Sabine River gefischt, mit Draht gefesselt und mit einer Nähmaschine beschwert.

Dass ganz offensichtlich ein Gewaltverbrechen vorlag, interessierte niemanden in dem gottverlassenen Kaff, der Ausgangspunkt der Handlung ist.

Hier interessieren sich die Menschen nur für Schnaps und Gewalt. Väter vergehen sich an ihren Töchtern und verprügeln ihre Ehefrauen, schwarze Menschen werden wie Tiere behandelt.

Die Polizeigewalt im Ort gibt sich lieber dem Suff hin als nach dem Mörder eines für sie nur unbedeutenden jungen Mädchens zu fahnden.

Aufgebracht von der Gesetzlosigkeit im Ort, möchten die drei Freunde May Lynn wenigstens eine würdige Bestattung ermöglichen:

sie möchten ihre Asche nach Kalifornien bringen und über Hollywood im Wind verstreuen. Hollywood war der Ort von dem May Lynn immer geträumt hatte, hier wollte sie eine berühmte Schauspielerin werden.

Die drei Freunde stoßen bei ihrem Vorhaben auf die Beute eines Banküberfalls – und schweben plötzlich in allergrößter Lebensgefahr. Ihre einzige Fluchtmöglichkeit ist der wilde Sabine River, der größte Fluss von Texas.

Jetzt ist auch die Polizei hinter ihnen her, denn wenn es um einen großen Batzen Geld geht, vergisst der Staat schon mal seine Apathie.

Am Fluss wartet jedoch etwas viel schrecklicheres als korrupte Sheriffs: der grausame Killer Skunk wird wie ein Bluthund auf ihre Fährte angesetzt. Ein Entkommen auf dem brüchigen Floß scheint unmöglich.

Diese sehr skurril anmutende Geschichte ist unglaublich nervenaufreibend. Ich habe zwei weitere Romane von Lansdale gelesen („Schlechtes Chili“ und „Kahlschlag“) die mich allerdings nicht so ganz überzeugten, sie waren mir einfach zu überladen mit Sozialkritik und Gewaltexzessen.

In „Die dunklen Gewässer“ stimmt jedoch alles, was auch an den wirklich stark gezeichneten Charakteren und an der rotzfrechen Erzählweise der Ich-Erzählerin liegt.

Eine Verfolgungsjagd, die es in sich hat: Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, dabei sehr klug und auch mit leisen Untertönen erzählt. Wirklich nichts für schwache Nerven, Halloween kann kommen!