Rezension

Ein netter Aussteigerroman

Die Kirschen der Madame Richard - Tania Schlie

Die Kirschen der Madame Richard
von Tania Schlie

„Der Garten ist das, was vom Paradies übrig geblieben ist.“

Seite 11

 

Die Hamburgerin Miriam hat die Chance ergriffen und eine kleine Erbschaft investiert – in ein altes Haus mit einem verwilderten Kirschenhain in einem kleinen, französischen Dörfchen. Obwohl sie wenig Erfahrung hat, beschließt sie, das Haus zu renovieren und vom Ertrag der Kirschbäume zu leben. Und da ist auch noch ihr Nachbar Philippe, der es ihr angetan hat.

 

„Die Kirschen der Madame Richard“ führt uns nach Montbolo, ein Dorf nahe der französisch-spanischen Grenze. Mit 185 Einwohnern ein kleines Örtchen, in dem sie die Nachricht von der deutschen Aussteigerin schnell herumspricht.

Es hat mir gut gefallen, dass Miriams Weg nicht als locker und leicht beschrieben wird. Von manchen Dorfbewohnern weht ihr ein kalter Wind entgegen, auch mit den klimatischen Besonderheiten und den Tücken eines alten Hauses muss sie erst zu Rande kommen. Und hier agiert sie oft mit einer Naivität, die mir beim Lesen doch etwas zu schaffen machte.

 

Tania Schlie lässt uns eintauchen in die französische Art, ich rieche fast die Croissants, ich spüre die Schwielen an den Händen vom tagelangen Unkrautzupfen. Denn Miriam schuftet von früh bis spät, um ihre Bäume rechtzeitig zur Kirschernte auf Vordermann zu bringen. Diese Beschreibungen der Umgebung, der Arbeit, des alten Hauses ließen mein Herz höher schlagen.

Leider hinken die Dialoge und menschlichen Begegnungen hinten nach, vieles bleibt ungesagt und zu wenig ausgeführt. Es gibt wunderbare Ansätze wie ein altes Buch, das ein Geheimnis birgt, die für mich zu wenig ausgeschöpft wurden.

Die Geschichte zwischen Philippe und Miriam zieht sich hin, für eine 50jährige wirkt sie oft sehr unreif, spricht wichtige Dinge nicht an und läuft vor sich selbst davon.

Auch bei den „Höhepunkte“ der Geschichte, dem Kirschfest und der Kirschernte wurde das Potential leider nicht ausgeschöpft, hier laufen so viele Fäden zusammen, die nicht ganz verbunden wurden.

Trotz der Kritikpunkte hat mich das Buch ein Stück weit verzaubert und mir Lust auf französischen Käse und Kirschen gemacht, für einen gemütlichen Tag im Garten ein guter Lesebegleiter!

 

Ein netter Aussteigerroman, dem ein wenig „Etwas“ fehlt.