Rezension

Ein Neuanfang in Leeds

Die Schwestern aus der Steeple Street - Donna Douglas

Die Schwestern aus der Steeple Street
von Donna Douglas

Ein Neuanfang in Leeds

Die examinierte Krankenschwester Agnes Sheridan aus London wagt nach einem dunklen Kapitel ihres jungen Lebens einen Neuanfang und beginnt eine Ausbildung als Gemeindeschwester in Leeds. Sie verdankt dem Nightingale Hospital in Bethnal Green ein umfangreiches Fachwissen, auf ihre neue Tätigkeit in Quarry Hill ist sie jedoch nicht vorbereitet. Die Menschen in diesem heruntergekommenen und bitterarmen Viertel akzeptieren die hochnäsig wirkende junge Schwester nicht, zu alledem bringt ihr die stellvertretende Gemeindepflegeleiterin Bess Bradshaw nichts als Ablehnung und Kritik entgegen. Doch das Cedar House in der Steeple Street in Leeds ist die einzige Alternative, die Agnes geblieben ist. Während sie Tag für Tag um die Anerkennung der Ausbildner und Patienten ringt, versucht sie, auch ihr Privatleben wieder in den Griff zu bekommen.

Donna Douglas thematisiert im vorliegenden ersten Band ihrer neuen Buchreihe die Gemeindepflege im England der 1920er Jahre und das Alltagsleben der Gemeindeschwestern. In sehr einnehmendem und flüssigem Schreibstil erzählt sie von Agnes Sheridans Aufnahme in die Gemeinschaft der Gemeindeschwestern und ihren Bemühungen, sich zu integrieren. Die handelnden Figuren dieses Buches wurden sehr gut charakterisiert, ihre Motive, Gedanken und Emotionen überzeugend zum Ausdruck gebracht. Die Autorin verstand es, mich vom ersten Moment an in die Geschichte einzubeziehen und ich durfte an der Seite von Agnes Sheridan fasziniert den Alltag einer Gemeindeschwester mitverfolgen. Agnes Sheridan wird als Protagonistin große Aufmerksamkeit zuteil, ihr stehen jedoch starke Nebenfiguren zur Seite. Besonders ihre Zimmernachbarin Polly Malone, die stets mit Mrs. Bradshaw aneinander gerät, würde ich daher als zweite Hauptfigur benennen. Großes Augenmerk wird demzufolge auch auf die allseits gefürchtete Bess Bradshaw gelegt, die ihre Auszubildenden provoziert und sie mit Härte und scharfer Kritik in Angst und Schrecken versetzt. Die zahlreichen Nebenfiguren der Handlung sind einerseits die teils skurrilen Patienten der rührigen Gemeindeschwestern, andererseits ihr eigenes privates Umfeld, das ebenfalls beleuchtet wird. In Form von Rückblenden erfährt man nach und nach den Grund für den Neubeginn der Agnes Sheridan sowie dem angespannten Verhältnis zwischen Bess Bradshaw und Polly Malone. Durch kritische Situationen bei der Arbeit mit den Patienten wird ein wenig Spannung ins Buch eingebracht, eine kleine Liebesgeschichte sorgt für Romantik. Meine ganze Sympathie galt dem vom Leben enttäuschten Friedhofsgärtner Finn Slater, seinem Großvater Henry und ihrem tierischen Begleiter Job (Hiob). Besonders Finns Geschichte hat mich tief berührt. Als interessanteste Nebenfiguren würde ich die beiden Patienten Norman Willis und Isaiah Shapcott anführen, und zu meinen persönlichen Antagonisten zählen der attraktive Referendar Oliver Umansky, der scheinheilige Hilfspriester Matthew Elliott sowie die Mitglieder von Agnes‘ Familie.

FAZIT: „Die Schwestern aus der Steeple Street – Ein neuer Anfang“ war mein erstes Buch der Autorin Donna Douglas. Der Roman hat mich sehr gut unterhalten und mir höchst interessante Einblicke in die Arbeit einer Gemeindeschwester im England der zwanziger Jahre gewährt. Der einnehmende Schreibstil und die überzeugenden handelnden Figuren machten dieses Buch zu einer Lektüre, die ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Es hat mir ausgezeichnet gefallen und ich freue mich bereits jetzt auf den Nachfolgeband.