Rezension

Ein neuer Hauptcharakter tritt ins Bild

Die wilde Jagd - Elspeth Cooper

Die wilde Jagd
von Elspeth Cooper

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Band der Serie Die Lieder der Erde gefiel mir nach einem recht holprigen Start gut, war es doch solide Fantasy und genau so etwas lese ich sehr gern. Dummerweise war meine Erinnerung an den Inhalt und die Charaktere komplett gelöscht. Selbst das Lesen meiner Rezension half mir da wenig auf die Sprünge. So musste ich mit dem Lesen von Die wilde Jagd beginnen und wusste nichts mehr vom Vorgängerband. Es stellte sich jedoch sehr schnell heraus, dass dies nicht weiter schlimm war, da zu Beginn des Buches eine neue Figur eingeführt wurde, die im weiteren Verlauf die zentrale Rolle eingenommen hat. Gerade im Anfangsteil des Buches waren Episoden mit bereits bekannten Charakteren etwas spärlich gesät, doch auch dies kam mir sehr zu Pass, denn die Erinnerungen an den Auftaktband kamen tatsächlich wieder! Hatte ich am Ende des ersten Bandes das Gefühl, nun auf dem Stand der Dinge zu sein, so dass in Band zwei die Handlung richtig losgehen könnte, wurde ich was diese Erwartungen angeht etwas enttäuscht. Denn mit der Einführung von Teia kam etwas gänzlich Neues hinzu. Teia ist eine Tochter des Wolfsclans und durch politische Schachzüge dazu auserkoren die neue Konkubine des neuen Häuptlings des Clans zu sein. Dies rückt sie ins Interesse der Sprecherin des Clans, vor der sie bisher erfolgreich verbergen konnte, dass sie die Gabe besitzt. Die Sprecherin hat jedoch weitreichendere Pläne mit ihrem Häuptling, möchte sie doch die wilde Jagd entfesseln und somit das Land zurück erobern, dass die Clans vor vielen Jahren verloren haben und zu einer Spaltung aller Clans führte. Teia hat eine Zukunftsvision, die sie gänzlich anders deutet als die Sprecherin, was die beiden zu Feindinnen macht… Zwar hat mir ihr Erzählstrang gut gefallen und ich wurde bestens unterhalten, doch irgendwie habe ich doch erwartet, dass es mit den bekannten Charakteren weitergeht. So haben wir Ansel dabei erlebt, wie er bei einem Turnier mit einem Novizen mitfieberte und dessen Ritterschlag dazu nutzen möchte, bisherige Konventionen auf den Kopf zu stellen. Tanith erlebt der Leser dabei, wie sie ihren Platz im Rat einnimmt und gleich wieder an ihren Vater abtritt um dem Kaiser eine Warnung zu kommen zu lassen. Und Gair eigentlich die Hauptperson der Serie, kommt irgendwie sehr kurz. Er begleitet seinen Lehrer in die Wüste, um nach der Sternensaat zu suchen, ein Artefakt, das sie unbedingt vor Savin zu finden versuchen. Gair ist so kurz nach Ayshas Tod noch in Trauer und sinnt nach Rache, weshalb er in diesem Ausflug keinen Sinn sieht. Theoretisch verständlich, nur irgendwie trauert er auf eine sehr nervige Art und Weise… Während ihrer Suche geraten sie in die Auseinandersetzung der ansässigen fundamentalen Religion, wobei eine Flucht vor den radikalen Anhängern das Finale des Buches bildet. Dies ist meiner Meinung nach alles andere als geschickt gewählt, da das Buch so sehr offen endet sowohl in Gairs als auch in Teias Perspektive. Vielleicht wäre es geschickter gewesen das Finale in der Teia-Perspektive zu gestalten, wenn sie doch während des Buches die wichtigtste Person war. Mit diesem Ende wirkt das Buch eher so, als hätte man es in zwei Teile gehackt und getrennt herausgebracht, da sonst der zweite Teil zu lang geworden wäre – passend dazu ist die Serie von einem Drei- zu einem Vierteiler aufgestiegen.
Rumkritteln könnte ich noch viel mehr. Mir ist nach dem Lesen dieses Buches auf jeden Fall eines klar geworden: Es ist gut geschrieben und unterhaltsam. Auch wenn die Geschichte nicht wesentlich weitergeführt wurde, hatte ich doch meine Freude am Lesen, da ich genau solchen Fantasy-Stoff am liebsten lese. Ich werde zwar sehr wahrscheinlich bis zum Erscheinen des dritten Bandes wieder sehr viel des Inhalts vergessen haben, doch solange die Erinnerungen beim Leser wieder auftauchen und ich weiterhin so gut unterhalten werde, werde ich dieser Serie weiterhin treu bleiben.

Fazit: Der zweite Band der Serie bietet dem Leser einen neuen Hauptcharakter, dessen Geschichte zwar sehr unterhaltsam ist, doch aufgrund des verschobenen Fokus entwickelt sich die Geschichte an sich nicht wesentlich weiter. Einige der Charaktere aus dem ersten Band haben zwar noch ihre eigene Perspektive, kommen aber generell etwas kurz weg. Dies ist zwar schade, hat mir beim Lesen den Spaß jedoch nicht verdorben. Stattdessen wurde mit Teia ein neuer interessanter Charakter eingeführt und ich bin gespannt, wie die Fäden zusammenlaufen werden.