Rezension

Ein neues Netz, in dem die Drogenkurierin Sonja sich verfängt ...

Die Schlinge -

Die Schlinge
von Lilja Sigurðardóttir

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das geschah im ersten Band:
Sonja hatte geglaubt, mit ihrer Arbeit als Drogenkurier die Anwaltskosten für den Sorgerechtsstreit um ihren Sohn Tómas zu finanzieren und ihn so vom Vater freikaufen zu können. Doch dann fand sie sich in einem instabilen „Netz“ (so heißt der erste Band der Trilogie) aus gegenseitigen Abhängigkeiten wieder, das sofort zu reißen drohte, sowie sie sich bewegte. Mit Sonja verknüpft sind in diesem Netz nicht nur ihr Mann Adam, der sie mit dem gemeinsamen Sohn als Geisel erpresst, hinzu kommen der Zollbeamte Bragi, der kurz vor seiner Pensionierung noch einmal zu Hochform aufzulaufen scheint, und Sonjas Liebhaberin Agla, gegen die inzwischen wegen ihrer Rolle im isländischen Börsen-Skandal ermittelt wurde.

Inhalt
Die Isländerin Sonja ist mit ihrem Sohn Tómas auf einem Campingplatz in Florida untergetaucht. Sie floh  im Streit um das Sorgerecht für Tómas vor ihrem Mann, ahnungslos, wie weit der Arm des Drogen-Kartells reicht, für das sie regelmäßig Kokain nach Reykjavik geschmuggelt hatte. Als Sonja in ihrer Heimatstadt ohne Tómas, ohne Gepäck und in kurzen Hosen an der Tür ihrer Ex-Geliebten Agla läutet, scheint  sie völlig am Ende zu sein. Bei der Rückkehr von einer ihrer "Geschäftsreisen" nach Island war damals der erfahrene Zollbeamte Bragi auf Sonja aufmerksam geworden. Gemeinsam hatten sie ein Geschäftsmodell entwickelt, das Bragi finanziell in die Lage versetzte, seine demenzkranke Frau Valdís aus dem Pflegeheim zu holen und für sie eine Pflegerin einzustellen. Wenn Sonja von ihrem Auftraggeber nun wieder auf ihren alten Platz als menschliches Maultier gezwungen wird, könnte ihr Absturz auch Bragi mitreißen. Bragis und Sonjas Kooperation ist genauestens austariert, so dass der alte Zollbeamte kurzfristig aus dem Konzept gerät, als er eine Schmuggelroute verfolgen soll, die aus der isländischen Hauptstadt hinausführt.

Zwischen Sonja und der Frau ihres obersten Bosses einerseits, sowie der Bankerin Agla und der Ermittlerin María, die bereits nach dem Banken-Crash gegen Agla ermittelt hat, andererseits zeigen sich neue Netze, die an den Titel des ersten Bandes denken lassen. Die Frauen mit ihrer selten fiesen Art, anderen ins Kreuz zu treten, schenken sich gegenseitig nichts, wirklich nichts. Keine von ihnen möchte ich als Verfolgerin  an den Hacken kleben haben. Bragi hingegen tut das, für das seine jüngeren Kollegen ihn wie einen Wunderheiler verehren – er erkennt als einziger ein Muster hinter den Ereignissen, mit dem niemand gerechnet hat. Ein Netz, Schlingen, Gitterstangen … in den Lackelementen der Cover-Illustrationen setzt sich jeweils ein Motto eines der drei Bände fort.

Fazit
Die Ereignisse spielen 2011, zum Ende der isländischen Bankenkrise. Mit extrem kurzen Kapiteln, die meist nur 1 bis 2 Seiten umfassen, und schnellen Perspektivwechseln treibt Lilja Sigurðardóttir im zweiten Band ihrer Trilogie die Handlung voran. Es ist zu verführerisch, nur noch ein paar Seiten zu lesen und noch ein paar … Kurz und prägnant charakterisiert Sigurðardóttir ihre Figuren und vermittelt eine Ahnung davon, was jede von ihnen antreibt.