Rezension

Ein Nicholas Sparks Fan lernt schreiben

Wie die Luft zum Atmen - Brittainy C. Cherry

Wie die Luft zum Atmen
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der erste Band der Romance Elements-Reihe von Brittainy C. Cherry liest sich wie die Hommage einer jungen Frau an den Altmeister der Schnulzen, Nicholas Sparks. Die Story überzeugt nicht mit Originalität, aber mit einer lebendigen, jungen Sprache, bewegenden Szenen und einer ganz besonderen Idee: die Verbindung der Liebe mit den fünf Elementen, in diesem Band der Luft.

Raue Schale, weicher Kern. Ein scheinbar unnahbarer Typ. Fantasie vieler Frauen. Bei Brittainy C. Cherry heißt er Tristan Cole und hat sich seit dem Tod seiner Frau und seines Sohnes in ein selbsternanntes Monster verwandelt, das nicht aufhören will, Schmerz zu spüren, weil es glaubt, nur so auch die Erinnerungen an seine Lieben halten zu können. Das durchschaut natürlich bis auf seinen Hund niemand. Erst als er Elizabeth begegnet, die von den gleichen Narben gezeichnet ist, da sie ihren Ehemann durch einen tragischen Unfall verloren hat, findet er in ihr und ihrer Tochter Emma Menschen, die durch seine Aggression hindurch in seine Seele blicken können. Tristan und Elizabeth benutzten sich als Ersatzmenschen, verlieben sich dann 'richtig' ineinander und spielen heile Familie bis schließlich zum Showdown die Schatten der Vergangenheit noch einmal für richtig Drama sorgen.

Damit sei zur Handlung alles gesagt. Wer Nicholas Sparks Werke gelesen hat, kennt das alles schon zur Genüge. Die Story liefert da an sich nicht viel neues. Sie ist leider deutlich oberflächlicher als bei Sparks, weil wirklich quasi ausschließlich die Beziehung der beiden Hauptfiguren zueinander geschildert wird. Sex spielt allerdings eine größere Rolle als bei Sparks (ca 1/3 des Buches handelt von nichts anderem), aber das ist wahrscheinlich der zweiten Inspirationsquelle, E. L. James geschuldet. Die habe ich zwar selbst nicht gelesen, sie wird aber (wie Nicholas Sparks) im Buch erwähnt. Bisher also kein Grund für Lobgesänge. Eine durchschnittliche Schnulze. Die Sprache ist gehobenes Mittelmaß. Teilweise etwas zu ordinär, sehr lebensnah und 'jung'. Das liest sich flüssig und gerade emotionale Szenen sind dadurch nicht unbedingt literarisch anspruchsvoll, aber sehr bewegend. Einige Formulierungen werden sehr oft wiederholt und der deutsche Text beinhaltet noch einige Grammatikfehler - auch die Übersetzerin hat noch Luft nach oben, um sich weiterzuentwickeln.

Aber Cherry hat eine besondere Idee gehabt, die für die in meinen Augen schönsten Szenen des Buches verantwortlich ist und mit der sie ihrem Buch ein Alleinstellungsmerkmal verliehen hat: der 'Elementeaspekt'. Zu den übrigen Elementen sollen noch weitere Bände folgen (Feuer im August 2017), dieser Band ist dem Element Luft gewidmet. Das äußerst sich einerseits in den 'Atemproblemen' der Hauptfiguren, die nur miteinader richtig Luft bekommen und die sich sozusagen genseitig beleben. Das klingt nach Kitsch pur. Ist es auch. Aber schön gemacht. Jeder von uns kennt doch das Gefühl, wenn einem die Trauer die Luft zum Atmen raubt und dass Tristan und Elizabeth mit ihren tragischen Verlusten zu Ersticken drohen, kann man sehr gut nachvollziehn. Andererseits wird der Aspekt der Luft durch immer wieder auftauchende Federn verbildlicht, die für die Liebe der Verstorbenen stehen soll. Diese Szenen haben für mich einen ganz besonderen Zauber gehabt und ich bin schon gespannt, wie die übrigen Elemente in den Folgebänden verarbeitet werden.

Kommentare

MrsFraser kommentierte am 23. Februar 2017 um 13:55

Das Cover und die Umschlaggestaltung haben noch ein extra Lob verdient.