Rezension

Ein Original mit leichten Schwächen

Rat der Neun - Gezeichnet - Veronica Roth

Rat der Neun - Gezeichnet
von Veronica Roth

Bewertet mit 4 Sternen

Und sie hat es wieder getan. 

Es gibt diese Autoren/Innen, die schaffen es Welten komplett neu zu erschaffen, auch wenn man das Gefühl hat, Altbekanntes vor sich zu haben. Veronica Roth hat mich auf eine Reise durch eine vollkommen neue und so komplexe Welt mitgenommen, die aus mehreren Galaxien besteht, dass ich gefühlt Wochen bräuchte, um alles bis ins Detail zu beschreiben.

Genau aus diesem Grund war es anfangs recht schwer, genau zu verstehen welche Figur welche ist und wie sie mit den anderen genannten Figuren in Kontakt steht. Manche Fäden erkannte ich auch erst mit dem Verlauf des Buches, obwohl sie direkt von Beginn an in Kontakt standen - gerade das hat es insgesamt so spannend gemacht. Als Leser entdeckte ich immer wieder neue Zusammenhänge und glaubte ich die Antwort auf eine Frage erhalten zu haben, so taten sich direkt zehn weiter Fragen auf.

Die Genres sind wunderbar miteinander verschmolzen und ergeben eine einzigartige und komplexe Geschichte, die nicht neuartiger sein könnte. Sci-Fi, Fantasy und ein Hauch der Dystopie, gemischt mit der richtigen Dosis an düsterer und bedrückender Atmosphäre haben das Ganze zu einer sehr spannenden und flüssig lesenden Geschichte geformt. Gefallen hat mir hier vor allem, dass alte Elemente, wie die Gaben, zu etwas komplett Neuem konstruiert wurden. Zu etwas, dessen Ausmaße ich erst zum Ende hin richtig fassen konnte und selbst dann hatte ich den Eindruck, nur einen Bruchteil des Ganzen richtig verstanden zu haben.

Besonders gut haben mir hierbei die unterschiedlich gestalteten Figuren gefallen und ich muss zugeben bereits zu am Anfang haben sich für mich menschliche Abgründe aufgetan, die, wie ich finde, von der Autorin wunderbar mit den fantastischen Elementen verknüpft werden. So zum Beispiel die Erweckung der Lebensgabe von Cyra, eine der Hauptprotagonisten, die mich doch mit offenem Mund hat dasitzen lassen. Nicht zuletzt weil diese Gabe bereits im Klappentext beschrieben wird, dachte ich, dass ich gut darauf vorbereitet war, aber da sollte ich mich gewaltig irren. Die Beschreibungen im Buch transportieren diese menschlichen Abgründe und Empfindungen so unfassbar gut, dass ich als Leser nach dem etwas schwierigen Einstieg direkt in der Geschichte war.

Mir persönlich ist es leicht gefallen, die Beweggründe nachvollziehen zu können.

Es geht gar nicht mal darum, mich mit den Figuren identifizieren zu können, denn das kann ich nicht. Ich war selbst nie in einer solchen Situation wie Cyra, aber Veronica Roth ist es gelungen, zu ihr und auch zu den anderen Protagonisten und Nebenfiguren eine gewisse Verbindung aufzubauen, die es mir als Leser wirklich einfach machten, jede einzelne Minute im Buch zu genießen, auch wenn ich zwischendurch das Gefühl hatte, ein paar Mal durchatmen zu müssen.

Manche Stellen zogen sich leider ein wenig in die Länge, was aber auch bei der umfassenden Welt und den zig Details irgendwie notwendig war.

 

Tiefgründig, spannend und fesselnd, mit leichten Schwächen zwar, aber dennoch wunderbar zu lesen. Eine klare Leseempfehlung.