Rezension

Ein Ort ohne Seele

Der Sucher -

Der Sucher
von Tana French

Bewertet mit 3 Sternen

          Oder mit einer sehr kleingehaltenen Seele, einer in dem die Menschen - auch wenn sie einander lange kennen - mit Mißtrauen begegnen. Wärme ist Mangelware, danach muss man lange suchen in diesem kleinen irischen Dorf irgendwo zwischen Dublin und Sligo, in das sich der Amerikaner Cal, ehemals Ermittler in Chicago, seit einigen Monaten zurückgezogen hat.

So richtig warmherzig begegnet ihm hier eigentlich niemand. Wer öfter kommt, der will etwas von ihm - und nicht gerade wenig. Er wird immer wieder von einem Kind namens Trey besucht - oder auch heimgesucht, beides könnte passen. Als sie einander näher kommen, macht Trey ihm sein Anliegen klar: Cal soll herausfinden, was mit seinem großen Bruder passiert ist, der seit einigen Monaten abgängig ist.

Es ist nicht unbedingt so, dass Cal diesbezüglich mit dem Entgegenkommen seiner Mitmenschen rechnen kann, im Gegenteil: eigentlich interessiert Brendan alle außer Trey einen feuchten Dreck - sogar seine eigene Mutter. Scheinbar jedenfalls.

Und es scheint, als hätte jeder im Dorf etwas zu verbergen...

Langsam entwickelt sich die Handlung voran, quasi in Minischritten - und genauso ist es auch mit der Spannung. Tana French beweist einmal mehr, dass sie eine Meisterin des Atmosphärischen ist, das hier jedoch auf Kosten von Spannung eingesetzt wird.

Ich lese die irische Autorin ausgesprochen gern und hatte mich sehr auf das neueste Werk gefreut. Aber es hat mich doch ziemlich enttäuscht, muss ich sagen, ich empfand den hauptsächlichen Handlungsstrang als ziemlich dünn.

Schade drum, aber so richtig aus vollem Herzen kann ich diesen Roman nicht empfehlen. Fans von Tana French werden enttäuscht sein und neue wird sie damit eher weniger gewinnen - so zumindest meine Meinung.