Rezension

Ein packender Serienauftakt...

Der Teufel von New York - Lyndsay Faye

Der Teufel von New York
von Lyndsay Faye

Bewertet mit 4 Sternen

"Der Teufel von New York" ist der erste historische Roman von Lindsay Fayes Reihe über den NYPD-Polizisten Timothy Wilde. Der zweite Teil "Seven for a secret" wird im Original im September 2014 erscheinen, hoffentlich dann auch bald in deutscher Version bei uns.

Erzählt wird die Geschichte der beiden Brüder Timothy und Valentine Wilde, die bei einem Hausbrand im Jahr 1826 ihre Eltern verloren haben. Damals war Tim erst 10, sein Bruder Val schon 16 Jahre alt und sie mussten lernen, alleine im Leben klar zu kommen. Das erfährt man im Buch allerdings nur in Rückblenden, denn dessen Handlung ist im Jahr 1845 angesiedelt.

Alles beginnt mit einem verheerenden Brand, der ganze Straßenzüge dem Erdboden gleichgemacht hat. In einem der völlig zerstörten Häuser hat Tim alles verloren: seine beträchtlichen Ersparnisse, die er sich mit einem Job als Barkeeper verdient hatte, sind zu Asche verbrannt. Auch das Haus, in dem die Bar sich befunden hat, gibt es nicht mehr.
Sein Bruder Val sorgt dafür, dass Tim einen Job bei der neu gegründeten Polizeitruppe erhält. Leider ist er alles andere als begeistert davon. Doch als ihm eines Nachts ein von Kopf bis Fuß mit Blut besudeltes junges Mädchen in die Arme läuft, erwacht Tims Spürsinn. Als Barkeeper hat er so viele Geschichten gehört, so viele Menschen kennengelernt und so ganz nebenbei eine wunderbare Menschenkenntnis entwickelt, die ihm nun bei seinen Ermittlungen von großem Nutzen ist.
Er beginnt, der Sache auf den Grund zu gehen und stößt dabei auf so schreckliche Dinge, dass er kurzzeitig den Mut zum Weitermachen verliert: zahlreiche Kinderleichen liegen in einem Massengrab am Rande der Stadt.
Dann schickt auch noch ein offensichtlicher Glaubensfanatiker seltsame Bekennerschreiben an Tim - und leider auch an die Presse.
In einer Zeit, in der Politik und Glaubensdifferenzen die Bevölkerung spalten, kann das zu erheblichen Unruhen führen. Tim muss sich beeilen und gerät bald selbst in tödliche Gefahr...

Die Geschichte wird aus Timothys Sicht in der Ich-Form erzählt. Zunächst hatte ich etwas Schwierigkeiten, mich mit dem Schreibstil anzufreunden, auch wenn er gar nicht so ungewöhnlich und nicht zu historisch angehaucht ist. Noch größere Probleme hat mir die Gangstersprache "Flash" bereitet, die ein wichtiges Thema des Buches darstellt. Am Ende findet man zwar ein Glossar, aber Nachschlagen während des Lesens bremst doch sehr den Lesefluss. Die meisten Begriffe erklären sich aus dem Zusammenhang und manchmal übersetzt Tim auch einiges, was es für den Leser angenehmer macht.
Die ersten ca. 100 Seiten zogen sich für meinen Geschmack noch etwas hin, die Story wurde erst langsam aufgebaut, es wurde viel erklärt, viel Basiswissen geschaffen, wenn man es so ausdrücken möchte. Aber als ich diesen Teil erst einmal geschafft hatte, zog mich das Buch so richtig in seinen Bann. Die Spannung wird schnell aufgebaut und hält sich dann auch auf recht hohem Niveau bis zum Ende des Buches.
Die Charaktere wirkten auf mich lebendig und glaubhaft, wobei man sich natürlich immer vor Augen halten muss, dass im Jahr 1845 die Verhältnisse im krassen Gegensatz zu unserem heutigen Leben standen. Eine hohe Kindersterblichkeit, Kinderarbeit, Kinderprostitution, mieseste hygienische Bedingungen, Seuchen und Ungezieferbefall, bitterste Armut und offener Rassismus gehörten zum Alltag - und all das lässt uns Lyndsay Faye eindrucksvoll erleben in diesem Buch.
Timothy Wilde ist ein zunächst etwas zerrissen wirkender Protagonist, der im Laufe der Handlung immer mehr an Sympathie, Tiefe und Persönlichkeit gewinnt. Am Ende des Buches stand für mich der Wunsch, auf jeden Fall noch mehr von ihm zu lesen.
Der Kriminalfall an sich war sehr undurchsichtig, bestens durchdacht und wurde schließlich zu einem schlüssigen Ende geführt.
Etwas Humor, historische Fakten und viele Emotionen runden dieses Buch ab und machen es zu einem echten Lesevergnügen.

Ein spannender historischer Roman mit lebendigen, interessanten Protagonisten, der sich zwar anfangs noch etwas in die Länge zieht, sich aber dann zu einem wahren Lesevergnügen entwickelt. 4 von 5 Sterne!