Rezension

Ein perfekter Abschluss!

Godspeed - Die Ankunft - Beth Revis

Godspeed - Die Ankunft
von Beth Revis

Inhalt

Es ist so weit: sie haben endlich die Zentauri-Erde erreicht! Doch es ist lange nicht alles eitel Sonnenschein. Unverhohlenes Misstrauen herrscht zwischen den ehemals Eingefrorenen und den Bewohnern der Godspeed. Saurier-artige Wesen, tödliche Pflanzen und eine offensichtlich intelligente Lebensform stellen sich unseren Helden in den Weg. Und endlich bekommt Amy das, was sie sich so sehr gewünscht hat. Ihre Familie, eine neue Heimat und vor allem eine Wahl. Wird sie sich für Junior entschieden oder für den süßen Soldaten, den ihr Vater ihr zur Seite stellt?

Eigene Meinung

"Godspeed - Die Ankunft" von Beth Revis ist schlicht und ergreifend der perfekte Abschluss für diese wahnsinnig gute Trilogie!

Revis bleibt sich selbst treu und überzeugt auch weiterhin mit kurzen Kapiteln und ihrem zwar simplen, aber dafür einnehmenden Schreibstil. Weiterhin erlebt man das Geschehen abwechselnd aus Sicht von Amy und Junior aus deren Ich-Perspektive, was vor allem bei diesem Band sehr wichtig ist, da die beiden doch auch viele Situationen alleine bewältigen müssen. Der Einstieg in die Geschichte funktioniert völlig problemlos.

>> "Wir müssen gehen. Wir müssen uns der Welt dort unten stellen. Lieber mit dem Geschmack der Freiheit auf den Lippen einen schnellen Tod sterben als lange zu leben und so zu tun, als würden wir die Wände nicht sehen, die uns einpferchen." S. 8

Unser Heldenpaar hat in dem Verlauf ihrer bisherigen Abenteuer große Schritte in ihrer Entwicklung gemacht, wodurch die Erwartungen an die beiden ungerecht hoch waren. Wie zu erwarten war, kommt man recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurück und muss erkennen, dass man es eben nicht mit "Superhelden", sondern mit Teenagern zu tun hat, die viel zu früh eine viel zu große Verantwortung übernehmen mussten. Da ist es wenig verwunderlich, dass Amy ziemlich überstürzt und zum ungünstigsten, aber eben erstbesten Zeitpunkt ihre Eltern und die anderen Eingefrorenen auftaut. Ebenso verständlich, dass sie in die Arme ihrer Eltern flüchtet und darüber zumindest für eine kurze Zeit alle anderen Probleme vergisst. Auf sich allein gestellt, wachsen in Junior schnell die Zweifel heran, die Orion so fleißig gesät hat, sodass er Amys Vater, der durch die vorherigen Todesfälle nun der Ranghöchste vom Militär ist, was ihn automatisch zum Anführer der ehemals Eingefrorenen macht, mehr als voreingenommen gegenübertritt. Amys Vater hingegen funktioniert von Null auf Hundert, ruft sich seine Befehle ins Gedächtnis und legt sofort los. Ein "Kind" wie Junior steht ihm da nur im Weg und es fällt ihm sichtlich schwer, diesen als Anführer der Godspeed ernst zu nehmen. Wie man sieht, sind Probleme vorprogrammiert und die Stimmung, die das unangenehme Aufeinandertreffen dieser beiden Anführer hervorruft, greift schnell auf die Umstehenden über, sodass sich die künftigen Siedler direkt in zwei Lager spalten.

>> "Amy kommt auf mich zu und greift nach meiner Hand - ich weiß nicht, ob sie mir auf meine Seite des Schiffs folgen oder mich auf der Seite der Aufgetauten halten will - aber ich kenne meinen Platz im Shuttle und sie kennt ihren. << S. 103

Das macht es unserem Liebespaar schwer, stehen die beiden doch immerhin auf verschiedenen Seiten. Vor allem Amy hat ganz schön zu kämpfen. Langsam aber sicher fangen die Bewohner der Godspeed an, ihr zu vertrauen und das möchte sie auf keinen Fall aufgeben, ebenso wenig wie sie Junior alleine lassen will. Doch sie hat ihre Eltern so vermisst und auch lange Zeit gedacht, dass sie die beiden für immer verloren hätte, dass sie sich nicht gegen sie wenden will. Mal abgesehen davon, dass die Tochter in ihr das auch gar nicht kann. Dann kommt noch hinzu, dass Ihr Vater ihr einen Beschützer zur Seite stellt, der offenkundig Interesse an ihr hat. Natürlich sieht Chris auch noch unverschämt gut aus und wird, im Gegensatz zu Junior, von ihrem Vater akzeptiert. Der wichtigste Punkt ist aber der, das Chris quasi das darstellt, was sie sich die ganze Zeit gewünscht hat: eine Wahlmöglichkeit. Kann Junior dagegen bestehen?

>> "Bisher habe ich immer gedacht, dass meine Liebe zu Junior nicht zählt, weil außer ihm niemand zur Wahl stand. Und hier ist Chris, nur ein paar Jahre älter als ich, klug und stark und mutig - und mir wird klar, dass ich durchaus eine Wahl habe." << S. 305

Ganz allgemein können mich die Protagonisten gerade wegen ihrer Fehler überzeugen. Ihre Taten bleiben stets authentisch und ich bezweifel, dass einer von uns sich in deren Situationen behaupten könne. Schade ist nur, dass nahe alle Nebenfiguren verblassen. Das gilt insbesondere für Amys Eltern, die leider ziemliche Stereotypen waren. Die restlichen Akteure sind, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, eine ziemlich graue Masse. Das ist man so nicht gewöhnt, liebe Frau Revis!

Dafür habe ich bei der Geschichte selbst absolut nichts zu bemängeln. Es ist spannend, aufregend und auch dieses Mal absolut unvorhersehbar. Dass Revis sich darauf versteht, immer noch "eins drauf zu setzen", hatte ich schon in den Rezensionen zu den Vorgängerbändern erwähnt, aber hier hat sie mich völlig unvorbereitet getroffen. Konnte man die anderen Bände schon kaum aus der Hand legen, habe ich hier wirklich den ganzen Tag NUR gelesen und sogar eine Verabredung verschoben, weil ich einfach nicht aufhören konnte. Dieser finale Band ist wirklich und wahrhaftig ein fulminanter Trilogieabschluss und meiner Meinung nach sollten sich da viele andere Autoren mal eine Scheibe von abschneiden. Es stimmt einfach alles und man bekommt ein Ende, das die Fantasie anregt, aber trotzdem abgeschlossen ist. Grandios!

>> "Aber es war mein Ernst. Wenn es zum Krieg kommt, werden wir kämpfen. Werde ich kämpfen.

Ich gebe nicht noch einmal meine Heimat auf." S. 473

Die Gestaltung finde ich wieder sehr schön, aber das Motiv hat für mich nicht sehr viel mit dem Inhalt zu tun. Immerhin erkennt man, dass dieses Mal etwas anders sein muss, weil es mehr als nur die Gesichter der beiden Figuren zu sehen gibt.

Fazit

Beth Revis' "Godspeed - Die Ankunft" ist der perfekte Abschluss für eine nahezu perfekte Trilogie! Es ist mitreißend, absolut fesselnd, spannend und zufriedenstellend. Wieder einmal hat Frau Revis sich noch selbst übertroffen und das war bei den extrem hohen Erwartungen gewiss nicht leicht. Ich kann gar nicht anders als verzückt zu schwärmen und Euch auch dieses Mal dazu aufzufordern, diese Trilogie dringend zu lesen. Ein Must-Read der Extraklasse, das sich seine 5/5 Bücher redlich verdient hat!