Rezension

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Ein 'Phänomen'-aler Roman

Mit dir für alle Zeit - Lisa Grunwald

Mit dir für alle Zeit
von Lisa Grunwald

Bewertet mit 3 Sternen

Von Manhattanhenge hatte ich vor diesem Roman noch nie gehört, aber wenn schon nicht in die Handlung oder die Protagonisten - Lisa Grunwald hat es geschafft, dass ich mich in dieses Phänomen, wenn der Sonnenauf- bzw. -untergang in Manhattan genau mit den ewig langen Straßenschluchten in einer Linie liegt, verliebt habe. 

Genau dieses Phänomen bildet nämlich die Grundlage der Liebesgeschichte von Nora und Joe, denn Nora ist eigentlich seit 12 Jahren tot, als die beiden sich zum ersten Mal begegnen. Die Manhattenhenge-Morgensonne, die genau durch die Fenster des Grand Central fällt, erweckt sie an ihrem Todestag zum Leben. Fortan sehen sich Joe und Nora nur alle paar Jahre, in denen sie langsam den Gründen für Noras Auftauchen und Verschwinden auf den Grund kommen, was ihnen schließlich erlaubt, eine fast normale Beziehung zu führen. Doch Nora altert nicht mehr, im Gegensatz zu Joe, und nicht nur das, auch der zweite Weltkrieg macht es den beiden schwer. 

Es ist spannend und faszinierend mit Joe und Nora herauszufinden, welche (meta)physischen Grenzen sich Lisa Grunwald für Nora ausgedacht hat. Nur leider ist die Beziehung, die Nora und Joe führen, darüber hinaus - naja - nichts besonderes. Die Autorin umgeht die Problematik des wachsenden Altersunterschieds, was vielleicht noch spannend hätte sein können und gibt den beiden bzw. ihrer Liebe keine Chance. Selbst als Joe sich zwischen Nora und seiner Familie hätte entscheiden müssen, wählt Lisa Grunwald eine einfache Vermeidungs-Strategie. 

Zwar schreibt die Autorin gefühlvoll und mit viel Verständnis für ihre Charaktere, auch wirkt alles sehr atmosphärisch und in der jeweiligen Zeit glaubhaft - von der Mode zu den politischen Gegebenheiten - doch reicht das nicht, um über die perspektivlose Liebesgeschichte hinwegzutrösten.

Letztlich waren die Grenzen, die sie Nora gesetzt hat, zwar - wenn auch nicht wirklich nur entfernt realistisch - stimmig und faszinierend, aber einfach zu eng.