Rezension

Ein Phantom namens Vinca

Die junge Frau und die Nacht - Guillaume Musso

Die junge Frau und die Nacht
von Guillaume Musso

Bewertet mit 4 Sternen

Das ist der erste Roman, den ich von Guillaume Musso gelesen habe. Der Autor erzählt in einem angenehmen, leichten Schreibstil, dem ich gerne folgte.

Der Protagonist Thomas Degalais kommt zum Schuljubiläum, zum 50jährigem Bestehen des St Exupery College, aus den USA nach Antibes zurück, in seine französische Heimatstadt an der Côte d’Azur. Hier an diesem Ort verschwand vor 25 Jahren Vinca Rockwell, seine große Liebe spurlos. Gemeinsam mit seinem besten Freund Maxime beging er damals ein brutales Verbrechen. Und nun holt sie beide die Vergangenheit ein. Wer ist es, der von ihrem Geheimnis weiß und jetzt Rache will? Die Wahrheit drängt mit aller Macht ans Licht...

Kurzweilig führte mich Musso in 18 Kapiteln und über 422 Seiten durch das Geschehen. Seine Geschichte „Die junge Frau und die Nacht" wird als Roman deklariert. Es war für mich eindeutig ein Krimi mit Thrillerelementen! Seine Hauptperson heißt Thomas Degalais, ein bekannter Schriftsteller, der gleich nach Beendigung der Schule Antibes aus den vorgenannten Gründen verließ und wenig später Frankreich. Vornehmlich aus der Ich-Perspektive von Thomas erfolgt die Aufklärung, was vor 25 Jahren Schreckliches auf dem Campus-Gelände geschah. In zwei Zeitebenen, Rückblenden in das Jahr 1992, nahm mich der Autor ins College mit, stellte die vielen Personen vor und führte mich des öfteren in die Irre. Die Geschichte ist so gestrickt, dass ich am Ende einsehen musste, dass das Miträtseln chancenlos war. Das Verhältnis der Vinca Rockwell zu dem geliebten Menschen war sehr komplex trotz der Jugend des Mädchens. Auf die Verflechtungen der Personen untereinander konnte man nicht kommen – ich jedenfalls nicht - , zumal der Autor gewisse Dinge erst einmal verschwieg. Vinca wurde für mich zum Phantom. Das Ende ist dann zusätzlich so gestaltet, dass ich mir nicht sicher bin, ob diese Person noch lebt oder nicht. Vielleicht hat Musso vor, die Romangestalt in einer Fortsetzung wieder aufleben zu lassen. Das ist ein geschickter Schachzug, dieses offene Ende.

S. 418

"Das ist vielleicht das Privileg der Künstler im Allgemeinen und der Romanautoren im Besonderen: Manchmal sind sie fähig den Kampf gegen die Wirklichkeit zu gewinnen."

 

Die Hauptfigur Thomas ist für mich ein Charakter ohne wesentliche Entwicklung, der vor der Realität flüchtet, der mit den Ereignissen nie fertig wurde. Deshalb wurde er vielleicht auch Schriftsteller!? Musso beschreibt ihn als „der Junge, der so anders“ ist. Die Mutter und der Vater sind exzentrische, ungewöhnliche Persönlichkeiten. Keiner der Charaktere war mir sonderlich sympathisch.

Dass den Kapiteln Zitate (Quellenverzeichnis am Ende) bekannter Leute vorangestellt wurden, gefiel mir, ebenso die Karte zu den Einrichtungen des Colleges.

Fazit:

Durch die Verkettung von sehr vielen besonderen Umständen kommt ein Schluß zustande, mit dem ich nicht gerechnet habe! Für mein Empfinden ein bißchen zuviel an Zufälligkeiten, die für eine Person zu einem schrecklichen Ende führen.

Trotzdem:

Gute Unterhaltung für die jetzige Sommer-/Urlaubszeit. Ein Buch, das sehr schnell gelesen ist!

Ich vergebe vier von fünf Sternen und meine Lese-/Kaufempfehlung.