Rezension

Ein Plädoyer für Empathie und Egalität

Die Katzen von Shinjuku -

Die Katzen von Shinjuku
von Durian Sukegawa

Bewertet mit 4 Sternen

“Ein poetischer Roman über zwei Außenseiter und die Liebe zu Katzen” heißt es hier auf der Buchrückseite. Man muss nicht zwingend selbst ein Außenseiter sein um an Durian Sukegawas Geschichte Freude zu haben. Wer Katzen mag, ist natürlich im Vorteil.

Aber der Roman ist noch so viel mehr - vollgepackt mit japanischer Kultur und Gesellschaftskritik und vielen Gedichten. Einiges davon mutet für uns in Europa seltsam an, zudem spielen die Begegnungen noch zur Zeit von Festnetztelefonie und Faxgeräten.

Seita Yamazaki, ein junger Mann in seinen Zwanzigern, hadert mit seinem Job, seiner Wohnsituation und irgendwie allem drumherum. In dieser Phase entdeckt er durch Zufall eine ganz bestimmte Kneipe und damit einen Ort, wo er sich zuhause fühlt. Die anderen Gäste haben alle so ihre Macken und nach einiger Zeit freundet er sich auch mit der Kellnerin an.

Durian Sukegawa erschafft einen gut geölten Mikrokosmos rund um die Bar und Seitas Erzählungen. Er blickt auf diese schwierigen Wochen zurück, das Buch ist aus der Ego-Perspektive verfasst. Ohne es direkt anzusprechen, legt er gekonnt den Finger in die Wunden der (japanischen) Gesellschaft. Er beleuchtet den Umgang mit “Abnormem”, hierarchische Strukturen und zeigt wohin Verzweiflung münden kann, wenn Menschen sich anderen nicht anvertrauen können.

Seitas Ansichten, die japanischen Dialoge und Eigenheiten sind teilweise sehr ungewöhnlich für europäische Leser. Eine Übersetzung ist auch meist ein Kompromiss, weil die Sprachen so unterschiedlich sind. Aber wer sich auf dieses lyrische, spezielle Weltbild einlassen kann, erfährt auch vieles über die Kultur und die Menschen dort.