Rezension

Ein Plädoyer für Meinungsfreiheit und Courage

Die Scanner - Rob M. Sonntag

Die Scanner
von Rob M. Sonntag

Rob ist ein Bücheragent der Scan AG, einem Tochterunternehmen des Weltkonzerns Ultranetz. Gemeinsam mit seinem Freund Jojo versucht er, Leser zu finden und ihnen ihre Bücher abzukaufen. Im Jahr 2035 sind diese zu einer Seltenheit geworden, denn dank Ultranetz kann man jede Information absolut kostenlos und jederzeit über seine Mobril abrufen. Eines Tages begegnen er und Jojo in einem Metro-Gleiter einen Leser, der ihnen sein Buch freiwillig überlässt und Rob im Anschluss heimlich zu einem Treffen einlädt. Als er kurz darauf erfährt, dass der Mann ein gesuchter Terrorist ist, dessen Auslieferung viel Geld einbringt, entscheidet sich Rob, zum Treffen zu gehen. Was sich daraufhin ereignet, sorgt bald dafür, dass Robs Auffassung von der heilen Welt Risse bekommt…

Dieses kleine, aber feine Buch hat mich von Beginn an fesseln können. In den letzten Jahren sind sehr viele Dystopien veröffentlicht worden, eine davon actionreicher als die andere. Im Vergleich dazu ähnelt der Stil „Die Scanner“ eher denen der „klassischen“ Dystopien. Es erinnerte mich an „Fahrenheit 451“ und „Schöne neue Welt“, die im Buch auch Erwähnung finden.

Das Zukunftsszenario, was in diesem Buch entworfen wird, ist erschreckend realistisch. Könnte unsere Gesellschaft eines Tages tatsächlich so aussehen? Menschen kommunizieren fast nur noch über ihre Mobril, eine Art Datenbrille. Inzwischen ist jede Information, nach der man sucht, digital verfügbar. Sie leben in riesigen Wohnblocks je nach Beruf in der A- B- oder C-Zone und dürfen einmal im Monat zur Erholung eine Parkhalle besuchen. Heiraten tun sie nur noch nach Finanzchecks und dürfen nur nach einem positiven Gentest genau ein Kind zeugen. Das sind nur eine Beispiele für die strikt reglementierte Welt, in der Rob lebt.

Als Leser konnte ich Robs Einstellung und seinen Einstellungswandel sehr gut nachvollziehen. Er lebt ein Leben, mit dem er zufrieden ist, weil er nichts anderes kennt und seine Grundbedürfnisse erfültl sind. Doch allmählich kommt er und ebenso der Leser ins Grübeln. Was sind die Auswirkungen, wenn ein einziger Megakonzern einfach alles kontrolliert und auf maximalen Profit aus ist? Nach und nach blickt man gemeinsam mit Rob hinter die Kulissen und macht schreckliche Entdeckungen. Das Buch kommt ohne große Action aus und übermittelt seine Botschaft dennoch eindringlich. Es ist ein Plädoyer für Meinungsfreiheit und Courage. Ich kann es daher nur weiterempfehlen.