Rezension

Ein Plädoyer für Toleranz und Menschlichkeit

Das Rosie-Resultat - Graeme Simsion

Das Rosie-Resultat
von Graeme Simsion

Don Tillmann lebt mit seiner Frau Rosie und dem gemeinsamen Sohn Hudson wieder in Australien. Als Hudson in der Schule wegen seiner Art und seines Charakters Probleme bekommt, ist Don mehr als bereit, sich der Angelegenheit anzunehmen. Aus der eigenen Kindheit weiß er nur zu gut, wie es ist, anders zu sein. Um Hudson solch schmerzliche Erfahrungen zu ersparen, kündigt er seinen Job als Universitätsprofessor - in dem er selbst ohnehin mal wieder in Schwierigkeiten steckt -, um sich ganz seinem Sohn zu widmen. Sein Ziel ist es, ihm Kernkompetenzen wie soziale Anpassung oder etwa sportliche Fähigkeiten beizubringen. Dabei schießt er durchaus über das Ziel hinaus und Hudson erreicht vieles auf seine ganz eigene Art.

 

Lange haben die Leser auf eine Fortsetzung der Rosie-Reihe gewartet. Und es hat sich wirklich gelohnt. Nach dem wunderbaren Rosie-Projekt und dem nicht ganz so großartigen Rosie-Effekt ist Graeme Simsion wieder ein hinreißendes Buch gelungen. Ich habe mit Don gefühlt, seinem Kind den besten Werg ins Leben geben zu wollen, ohne ihn von fremden Menschen wie Lehrern oder Psychologen in eine Schubladen stecken zu lassen. Natürlich habe ich auch über ihn gelacht, denn seine Bemühungen sind oft von einer - unfreiwilligen - Komik begleitet. Auch wenn Rosie nicht soviel Raum einnimmt, wie in den vorangegangenen Bänden, habe ich mich mit ihr viel mehr verbunden gefühlt. Als Frau kann ich ihre emphatische und emotionale Art gut nachvollziehen. Ebenso, dass man absolut irrational reagieren kann, wenn es um den Schutz der eigenen Familie geht.

 

Liebenswert an Don ist auch, wie er sich um seine wenigen Freunde kümmert, die hier wieder ihre eigenen Auftritte und Probleme haben. Die ihn im Gegenzug aber genauso hilfsbereit unterstützen und ihr Bestes für Hudson geben. Einige wenige Male hatte ich das Gefühl, dass Simsion seine Geschichte ein wenig zu überfrachtet hat mit Themen und Problemen. Letztlich aber griff ein Zahnrädchen ins andere und es wurde deutlich, dass dies für Hudsons Weg notwendig war. Auch Don profitiert von den Aktionen seines Sohnes und lernt dabei viel über sich selbst, so dass er schließlich seinen eigenen Platz im Autismus-Spektrum erkennen kann.

 

„Neurotypische kritisierten Autisten wegen ihres Mangels an Empathie - ihnen gegenüber -, gaben sich aber selten Mühe mit ihrer Empathie gegenüber autistischen Menschen.“

 

Für mich ist dies im Endeffekt die Kernaussage dieses Romans. Warum können wir nicht Menschen, die wir als anders empfinden, einfach so akzeptieren, wie sie sind? Warum gewähren wir ihnen nicht dieselbe Wertschätzung und Toleranz, die wir für uns selbst auch in Anspruch nehmen? Gerade in der heutigen Zeit, die oft von mangelndem Respekt, Schamlosigkeit und Herabwürdigung anderer geprägt ist, setzt Graeme Simsion ein Zeichen für Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt.

 

Es wäre wünschenswert, dass „Das Rosie-Resultat“ wieder ein großer Erfolg wird und viele Leser  erreicht. Denn Simsion hält uns einen Spiegel vor und zwingt uns auf humorvolle und berührende Art und Weise zum Nachdenken über unser Verhalten als Mensch.