Rezension

Ein Portal in eine grausige, leider aber auch bisweilen langweilige Welt

Die Pforte - Patrick Lee

Die Pforte
von Patrick Lee

Bewertet mit 2.5 Sternen

Manchmal brauche ich eine Auszeit von schöngeistiger Kultur. Dann sehe ich mir gerne mal einen rotzigen Actionfilm an oder suche mir ein Buch, in dem es richtig zur Sache gehen darf. Da ich gerne wissenschaftlich angehauchte Thriller lese, in denen es von verbotenen Experimenten, unerklärlichen Phänomenen und verrückten Wissenschaftlern nur so wimmeln darf, fiel meine Wahl auf „Die Pforte“ von Patrick Lee. In vielen Blogs gelobt, auf vielen Portalen gut bewertet und von Autor Lee Child als «Mutig und furchterregend – und unheimlich glaubwürdig.» beschrieben wähnte ich mich sicher: Dieses Buch würde meine Langeweile beseitigen. Die Ausgangshandlung ist vielversprechend, denn im Zentrum steht ein geheimnisvolles Experiment, welches in den Siebzigern im US-Bundesstaat durchgeführt wurde. Selbstverständlich verlief damals nicht alles nach Plan, statt des angestrebten Ergebnisses öffnete sich ein Portal. Doch wohin? Alle Versuche, es näher zu erkunden scheiterten kläglich. Aber statt die Wissenschaftler nur in den Wahnsinn zu treiben, beschenkte es sie auch in unregelmäßigen Abständen mit manchmal mehr oder weniger mächtigen Artefakten, die sich nun in den Laboren anhäuften und dort untersucht wurden.

Das war damals, in der Gegenwart durchkreuzt Aussteiger und Ex-Polizist Travis Chase einsam die verlassenen Gebirgszüge Alaskas. Er ist auf der Suche nach dem Sinn seines weiteren Lebens, findet aber stattdessen die abgestürzte Air Force One. An Bord wurde ein Massaker verübt, unter den Opfern auch die First Lady. Dieser Moment bedeutet das Aus für Travis Einsiedlerleben und er wird in ein Katz- und Mausspiel mit Agenten, übermächtigen Artefakten und dem puren Bösen hineingezogen.

Wow, klingt ja toll, aber für mich blieb das Buch hinter den Erwartungen zurück: Was meint Lee Child, wenn er das Buch als „glaubwürdig“ bezeichnete? Allen dürfte klar sein, dass es sich um keinen realistischen Inhalt handeln kann, aber Geschichten wie diese leben von den Charakterisierungen und von Entscheidungen, die Protagonisten treffen. Patrick Lee schrieb zuvor Drehbücher. Für welche Filme oder Serien konnte ich leider nicht herausfinden, aber sicher ist: Kreativ ist er, aber er benötigt wohl talentierte Schauspieler, um seine Figuren glaubwürdig und dreidimensional darstellen zu lassen. Alleine mit Stift und Papier ist ihm das in „Die Pforte“ leider nicht gelungen. Manche Stellen im Buch sind vom Verhalten der auftretenden Personen so überzeugend, wie beim Rollenspiel von pubertierenden Jungs gespielte Erwachsene.

Kurzum: Interessante, kurzweilige Story, aber bisweilen stereotype und unterdurchschnittliche Charakterisierung.

Insgesamt eine Trilogie, die beiden Folgebände stehen seit über einem Monat unangetastet im Buchregal. Das sagt doch alles, oder?