Rezension

Ein preußischer Ermittler in München

Der falsche Preuße - Uta Seeburg

Der falsche Preuße
von Uta Seeburg

Bewertet mit 4 Sternen

In ihrem historischen Kriminalroman „Der falsche Preuße“ entführt Uta Seeburg den Leser in das Jahr 1894 nach München und wartet mit jeder Menge spannender Details und Begebenheiten aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert auf.

Wilhelm Freiherr von Gryszinski, Jurist und Reserveoffizier der preußischen Armee, ist seit einem knappen Jahr als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Gendarmerie tätig und bekommt seinen ersten großen Fall auf den Tisch – an der Isar wird ein stadtbekannter Bierbeschauer erschossen aufgefunden. Der wertvolle Federumhang, in den der Tote eingehüllt ist, gibt den Ermittlern genauso Rätsel auf, wie der Abdruck eines Elefantenfußes neben der Leiche.

Gryszinski, der einige Zeit bei dem Kriminologen Hans Groß in Graz verbracht und vieles von dem Begründer der Kriminalistik gelernt hat, ist ganz begierig darauf, den von Groß entwickelten Tatortkoffer zum Einsatz zu bringen und die neuen Methoden der Kriminaltechnik anzuwenden. Kompliziert wird es für Gryszinski, als er in die preußische Gesandtschaft beordert und aufgefordert wird, unter dem Deckmantel seiner Ermittlungen für die preußische Regierung zu spionieren…

Uta Seeburg erzählt diesen Krimi sehr anschaulich. Dank der ausführlichen Beschreibungen habe ich mich direkt in das historische München katapultiert gefühlt – dass die Autorin die Hintergründe intensiv recherchiert hat und sie über eine gute Kenntnis der lokalen und (kriminal-)historischen Gegebenheiten verfügt, merkt man dem Roman auf jeder einzelnen Seite an. Die Streifzüge, die man gemeinsam mit Gryszinski durch die Stadt unternimmt, waren dabei genauso interessant wie die unzähligen Details zu den Verfahren, Apparaturen, Aufgaben und Herausforderungen der damals noch jungen Kriminalistik. 

Während mich der historische Part begeistert hat, konnte der eigentliche Kriminalfall mich nicht gänzlich überzeugen. Die Ermittlungen gehen nur sehr schleppend voran und lassen zu wenig Spannung aufkommen.