Rezension

Ein Profikiller sucht Läuterung

The Hitman's Guide to Housecleaning -

The Hitman's Guide to Housecleaning
von Hallgrímur Helgason

Bewertet mit 4 Sternen

 Hallgrimur Helgason  und Quentin Tarrantino müssen Geistesverwandte sein. Zumindest dürfte der islaändische Autor den amerikanischen Regisseur sehr schätzen, denn er setzt ihm in seinem Roman  "Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen" nicht nur ein kleines literarisches Denkmal,  auch die Mischung aus Gewaltexzessen und schwarzen Humor ähnelt den Filmen Tarrantinos.

Ich-Erzähler des Romans, dessen Titel auf jeden Fall schon mal ein Eyecatcher ist, ist Tomek, genannt Toxic, ein lange Zeit sehr erfolgreicher Profikiller der kroatischen Mafia in New York mit traumatischer Vergangenheit im jugoslawischen Bürgerkrieg. Toxic war mit 66 Auftragsmorden höchst erfolgreich - bis er dann ausgerechnet einen FBI-Beamten umbringt. Plötzlich wird ihm in New York der Boden unter den Füßen heiß, er muss dringend verschwinden und auch seine Auftraggeber sind alles andere als angetan, dass ihnen nun das FBI ordentlich Ärger machen dürfte.

Toxic ist schon auf dem Flughafen, mit falschem russischen Pass unterwegs nach Split, als ihn seine gut funktionierenden Instinkte warnen - offenbar sind ihm die Ermittler schon auf den Fersen. Er braucht einen neuen Plan, und das schnell. Auf einer Flughafentoilette stößt er auf einen Mann, der ihm leidlich ähnlich sieht und dessen gewaltsamer Tod damit vorprogrammiert ist. Toxic nimmt die Identität und das Flugticket des fundamentalistischen Predigers Friendly auf dem Weg zu geistlichen Verbündeten in Island an - und damit ist eine tragikomische Ereigniskette vorprogrammiert.

Island ist eine andere Welt, nicht nur wegen der bibelfesten Gutmenschen, mit denen Toxic auf einmal zu tun hat und wegen des eisigen Frühlings, in dem zehn Grad schon fast als Hitzewelle gelten. Eine Inselrepublik ohne harte Drogen, Prostituton oder eine Armee - das sprengt Toxics Vorstellungskraft vom menschlichen Zusammenleben.

Dass die angenommene Identität als Fensehprediger nicht so ganz leicht durchzuhalten ist und die Anpassung an die neuen Umstände die eine oder andere Herausforderung darstellt, ist wohl nicht überraschend. Noch überaschender aber ist, dass Toxics Gastgeber ganz anders als erwartet reagieren, als seine Tarnung auffliegt - sie wollen ihn bekehren und mit der Läuterung des Profikillers wird der Kulturkonflikt noch einmal auf die Spitze getrieben. 

Reichlich schräge Figuren - wie ein karateerprobter Prediger, ein bulgarischer Bauarbeiter mit speziellen Vorlieben und ein Koch mit Killer-Instinkten kreuzen Toxics Weg, während er stets fürchten muss, dass seine Vergangenheit ihn doch noch einholt.

Grausames und komisches gehen hier eine Verbindung ein,  ganz wie in einem Tarrantino-Film eben. Der lakonische Tonfall Toxics trägt zum trockenen, mitunter überspitzten Humor des Romans bei, in dem Toxics 66 Auftrags-Tote nicht die einzigen Leichen bleiben.