Rezension

Ein psychologisch gut durchdachter Krimi mit einem undurchsichtigen Mordfall

So bitter die Rache - Eric Berg

So bitter die Rache
von Eric Berg

Bewertet mit 4 Sternen

Nach der Trennung von ihrem Ehemann und den vielen Jahren, die sie gemeisnam im Ausland verbracht haben, hofft Ellen Holst in einem kleinen Haus in Heiligendamm sesshaft zu werden. Schließlich hat es sich ihr Sohn Tristan verdient, an einem Ort zu wohnen, den er nicht nach den beruflichen Plänen seines Vaters wechseln muss. Doch kaum ist Ellen in der beschaulichen Siedlung namens "Vineta" angekommen, erfährt sie, dass sechs Jahre zuvor in ihrem neuen Heim drei Menschen brutal ermordet wurden, ohne dass sie Informationen darüber erhalten hat. Eine schauerliche Vorgeschichte, die aber aufgrund der vergangenen Zeit keine Rolle mehr spielt. So jedenfalls glaubt es Ellen und merkt bald, dass sie einen Fehler begangen hat. 

"So bitter die Rache" ist ein gut konstruierter und nur langsam in Fahrt kommender Kriminalroman, der lange Zeit offen lässt, wer sechs Jahre zuvor in einer beschaulichen Siedlung im Seebadeort Heiligendamm zum Mörder wurde. Denn zunächst einmal lernt der Hörer die Bewohner von "Vineta" kennen, die sehr vielfältig in Erscheinung treten. Da ist zum einen der Pförtner der Anlage, der stets für Ordnung und Sicherheit sorgt, manchmal aber etwas merkwürdig ist, zum anderen taucht immer wieder ein Jugendlicher namens Ruben auf, der einige Defizite in seiner Entwicklung besitzt und mit dem tätowierten Sohn eines gut betuchten Geschäftsmannes freundschaftlich verkehrt. Und dann gibt es da noch den Erbauer der Siedlung, der die gesamte Nachbarschaft heimlich per Video überwacht und eine Reihe weiterer Bewohner, die in ihrem Tun oft nur schwer einzuschätzen sind.

Die Ereignisse selbst wurden in zwei Zeitebenen angesiedelt, die abwechselnd zum Tragen kommen. So ist der Hörer zum einen mit dabei, wenn Ellen Holst im Jahr 2016 nach "Vineta" zieht und sich mit den Schatten der Vergangenheit auseinandersetzen muss. Zum anderen erfährt er durch Rückblicke in das Jahr 2010, dass es damals schon handfeste Auseinandersetzungen zwischen dem krebskranken Rosenliebhaber Paul Derfflinger und seinen Nachbarn gegeben hat. Eine Fülle an Vorkommnissen, die mit vagen Andeutungen und Vermutungen versehen worden sind. Und schon bald entwickelt sich ein Verdacht, der zunächst ungeheuerlich erscheint, letztendlich aber immer wahrscheinlicher wird. 

Gelesen wird der mit einer unterschwelligen Bedrohung ausgestattete Kriminalroman von Vera Teitz, die es mit ihrer vielseitigen Stimme versteht, die doch recht zahlreichen Figuren voneinander abzugrenzen und ihnen eine passende Stimme zu verleihen. So gelingt es dem Hörer, den gekonnt ineinander verstrickten Geschehnissen gut zu folgen und mitzuraten, was an dem verhängnisvollen Mordtag in der gut situierten Wohnanlage geschehen ist.

Fazit:
Ein psychologisch gut durchdachter Kriminalroman, der eine subtile Spannung zu entfachen versteht und mit einer undurchsichtigen Story kurzweilig unterhält.