Rezension

Ein Psychothriller der emotional aufgewühlt, aber auch zu denken gibt

Das Kind nebenan -

Das Kind nebenan
von Shalini Boland

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem mir schon „Die perfekte Familie “ von Shalini Boland so gut gefallen hat, musste ich auch ihren neuen Psychothriller lesen.

Ihr Schreibstil ist wie gewohnt sehr fesselnd und einnehmend.
Die Atmosphäre sehr unheilvoll und beklemmend.
Kirstie steht hier im Fokus, dabei erfahren wir auch ihre Perspektive. Aber auch die anderen Charaktere sind sehr interessant und vielfältig gestaltet. Dabei hat jeder seine Geheimnisse. Sie sind nicht besonders tiefgründig, aber auch nicht so blass, dass man sie nicht wahrnehmen könnte.
Sie alle verhalten sich merkwürdig und doch muss es nicht zwangsläufig bedeuten, dass sie etwas abgründig Böses vor allen verbergen.

Der Einstieg fiel mir sehr leicht.
Wenn man selbst Kinder hat, fällt es relativ leicht, sich mit Kirstie zu identifizieren.
Sie macht praktisch den Alptraum jeder jungen Mutter durch. Sie hört aus dem Babyfon ihrer Tochter fremde Stimmen und das man mit dem Baby verschwinden möchte. Das hat etwas unfassbar bedrohliches an sich. Aber es geht dabei nicht um ihr Baby, denn das schlummert selig neben ihr.
Aber in ihrer Nachbarschaft gibt es kein anderes Baby. Hat man es doch auf ihres abgesehen?

Ich hab unsagbar mit Kirstie mitgelitten. Zudem bleibt es nicht bei diesem Vorfall.
Es passieren immer mehr seltsame Vorfälle. Paranoia und Wahn strecken ihre Hände nach Kirstie aus, sie wird immer zwanghafter, immer getriebener.
Sie versinkt in einem Strudel aus Angst und Verzweiflung.
Jegliches Vertrauen und Halt schwinden immer mehr, bis sie in ihrer eigenen Blase aus Einsamkeit gefangen ist.
Niemand glaubt ihr, aber was noch schlimmer ist, sie zweifelt an sich selbst.
An den Glauben in die Menschen in ihrer Umgebung.
Was haben sie wirklich zu verbergen?

Shalini Boland spielt geschickt mit den Ängsten einer jeder Mutter.
Sie zeigt aber auch, wie leicht man in einer Spirale voller Misstrauen und Zweifel stürzen kann.
Zudem zeigt sie ganz klar, dass man niemanden in seinem Umfeld wirklich kennt.
Ich konnte Kirsties Handlungen sehr gut nachvollziehen, sei es wegen Mel oder dem Misstrauen gegenüber ihrem Umfeld.
Dabei wird aufs Äußerste manipuliert und intrigiert. Besonders eine Szene ging mir extrem nahe. Nicht weil es dabei um die Glaubwürdigkeit der betreffenden Person geht. Sondern weil es mit so einem Kalkül und einer Skrupellosigkeit einhergeht, dass einem ganz anders wird.
Der Autorin gelingt dabei auch ein richtig guter Twist, den ich so niemals erwartet hätte und der so viel Schmerz, Einsamkeit und Angst offenbart.
Es sorgte aber gleichzeitig für einen Cut in dieser Geschichte.
Dabei bindet sie auch eine sehr ernste Thematik ein, die zwar sehr feinfühlig behandelt wurde, aber gern noch intensiver ausgearbeitet hätte sein können.
Zudem schwelen am Ende noch einige offene Fragen im Raum, die für mich nicht wirklich beantwortet wurden.
Am Ende bringt sie noch etwas zutage, was für mich leider nur deplatziert wirkte, weil die Story an sich schon ein Ende hatte.

Insgesamt hat sie wieder extrem gut mit den psychologischen Aspekten gespielt und dabei auch einiges zwischen die Zeilen legt.
Ein Psychothriller der emotional aufgewühlt, aber auch zu denken gibt.
Mich konnte er begeistern und in Atem halten.

Fazit:
Mit „Das Kind nebenan“ konnte mich Shalini Boland auch hier wieder begeistern.
Eine nervenaufreibende Story, die zeigt, wo deine wahren Ängste verborgen liegen und dass man niemanden wirklich trauen kann – nicht mal dem eigenen Mann.
Abzüglich kleiner Schwächen absolut gelungen.
Ich freu mich auf mehr von der Autorin.