Rezension

Ein Psychothriller mit Stärken und kleinen Schwächen

Ich will brav sein - Clara Weiss

Ich will brav sein
von Clara Weiss

Bewertet mit 4 Sternen

Die junge Studentin Julietta „Juli“ Schindler zieht mit ihren wenigen Habseligkeiten von Berlin an die Isar und findet sehr schnell ein WG-Zimmer in der Rabenstraße Nr. 11. Hier lebt sie bei der aufstrebenden Schauspielerin Greta Brandstätter und deren Freund Gregor. Dann findet Juli auf dem Dachboden nicht nur eine Kinderzeichnung sondern auch noch eine Leiche.

Ist aus der aufkeimenden Freundschaft zwischen den beiden jungen Frauen Hass geworden? Und wenn ja, warum? Was hat Greta mit Juli vor?

Fragen über Fragen, die sich mir schon in der ersten Hälfte des Buches stellen.

Mir gefällt schon das Cover sehr gut. Eine Tür, die wohl zum Speicher führt, und die Türme der Frauenkirche verraten, dass die Geschichte in München angesiedelt ist. Durch den Klappenumschlag wirkt das Buch gleich sehr wertig.

War mir die Hauptperson Juli, von deren Leben ich im Laufe der Geschichte immer mehr erfahre, anfangs recht sympathisch, hat sich das beim Lesen hier und da geändert. Ich konnte den Gedanken der jungen Frau nicht immer folgen, sie kam mir sprunghaft, manchmal forsch, aber auch ängstlich und wirr vor. Vielleicht lag es aber auch an den für mich viel zu vielen Hinweisen und Andeutungen, bei denen ich nicht wusste, ob sie für die Lösung des „Falles“ vielleicht relevant sein würden. Da ich absolut keine Idee hatte, in welche Richtung es geht, kam ich erst relativ spät in die Geschichte rein. Jetzt, wo ich das Ende kenne, werden viele kleine Hinweise, die ich nicht einordnen konnte, zu einem großen Ganzen. Und ich merke, dass ich mich hier und da etwas verrannt habe bzw. mich habe täuschen lassen, was ich aber als eher positiv sehe.

Der leicht, sehr angenehme Schreibstil von Clara Weiss hat mich gut unterhalten. Eine unterschwellige Spannung ist ab fast der ersten Seite da und hält sich bis zum Schluss.

Juli wird sehr gut in Szene gesetzt und auch Greta konnte ich mir sehr gut vorstellen. Die anderen Personen, die hier agieren, blieben für mich etwas blass. Ich hätte z.B. von Herrn Hofreiter gerne noch mehr erfahren.

Ich habe einen gut durchdachten Psychokrimi gelesen, der mich aber erst in der zweiten Hälfte richtig eingefangen hat. Als sich die Wendungen und Verstrickungen aufgelöst haben, war ich mit dem Ausgang der Geschichte, der mich nicht mehr überrascht hat, doch noch zufrieden.