Rezension

Ein riesen Verwirrspiel, in dem man noch nicht mal sich und seinen Gefühlen vertrauen sollte!

Gone Girl - Das perfekte Opfer - Gillian Flynn

Gone Girl - Das perfekte Opfer
von Gillian Flynn

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Roman der absolute Hochspannung verspricht, in den USA ein Megaseller war und von vielen großen Autoren nur positives Feedback bekommt!
Das klang für mich wie Musik in meinen Ohren und ich war der Überzeugung absoluten Lebensgenuss in den Händen zu halten! Leider war es dann nicht ganz so überzeugend wie erwartet.
Die Protagonisten waren zu Beginn oft sperrig und haben sich absolut nicht in die Karten schauen lassen! Nick Dunne wirkte auf mich furchtbar unsympathisch und ich war immer froh, wenn ein Kapitel aus seiner Sicht beendet war und ich zurück zu Amys Tagebuch  kehren konnte! Amy war einfach zuckersüß und ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen. Ich habe mit ihr mitgelitten, mitgefiebert und immer wieder gehofft das alles anders ist als es auf den ersten Blick scheint! Das war es dann auch ABER ständig! Die Autorin Gillian Flynn hat mich immer wieder in Sicherheit gewogen, mir einen Bären aufgebunden und mich dann plötzlich mit anderen Tatsachen konfrontiert. Während des Lesens wurden glasklare Tatsachen plötzlich zu nebulösen Behauptungen und ich wusste nicht mehr wem ich glauben sollte!
Hatte ich zuerst Nick als Täter ausgeschlossen und fast Mitleid wegen der Hetzjagd nach ihm, wollte ich kurze Zeit später diese sogar anführen! War Amy zuerst eine rücksichtslose Stadtzicke wurde sie plötzlich zu einer in sich gekehrten, verzweifelten Ehefrau!
Mir war ja vorher schon bewusst, dass ich im Grunde niemandem in diesem Buch trauen kann, aber das es am Ende so schlimm wird hätte ich niemals gedacht! Ich habe Beziehungen zu den Protagonisten aufgebaut, dann wurden die Bänder wieder gekappt um sich kurz danach wieder miteinander zu verweben! Meine Gefühlswelt wurde gehörig auf den Kopf gestellt und gegen Mitte des Buches war ich absolut durcheinander! Ich war mir noch nicht mal mehr sicher, ob ich überhaupt wissen möchte wer denn nun der Böse in der Ehe war! Die Sympathien zu beiden Seiten waren zu diesem Zeitpunkt ziemlich ausgewogen und ich konnte eigentlich eine weitere Wendung nicht mehr verkraften.
Aber es war dann doch wie ein Autounfall: man möchte nicht hinschauen, aber irgendwie muss man. So habe ich mich auch durch die letzten Seiten regelrecht gekämpft - und gewonnen!
Eigentlich will ich dieses Buch gar nicht bewerten, denn ich weiß nicht ob mir das nun gefallen soll oder nicht. Die Autorin hat mich regelrecht vorgeführt! Mir gezeigt wie leicht beeinflussbar ich bin und wie wenig ich mich teilweise mit Menschen beschäftige, die mir auf den ersten Blick nicht gefallen!