Rezension

Ein Roman, den man in seiner Ganzheit betrachten muss

Die Schande der Lebenden - Mark Billingham

Die Schande der Lebenden
von Mark Billingham

Inhalt:

Robin, Heather, Diana, Chris und Caroline, eine Therapiegruppe, deren Leben von verschiedenen Suchtverhalten bestimmt wird und die aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, treffen sich jeden Montag mit Therapeut Tony de Silva um ihren Teufelskreis zu durchbrechen.

Der grausame Mord an Heather lässt die Gruppe fast auseinander brechen. Denn sie ahnen bereits, der Mörder ist unter ihnen. Jeder von ihnen trägt ein dunkles Geheimnis in sich, doch einer treibt ein falsches Spiel. Die Frage ist nur wer?

Die Ermittlerin dieses Falles ist sehr beharrlich und tritt jedem der Verdächtigen unangenehm auf die Füße. Hält der wahre Mörder diesem Druck stand oder offenbart er sich schließlich doch noch der Gruppe?

Meine Meinung:

Der Autor Mark Billingham fasziniert in seinem neuen Roman mit psychologischer Raffinesse und kitzelt gekonnt menschliche Abgründe aus seinen Protagonisten heraus. Er erzählt im „Damals“ und „Jetzt“. Das „Damals“ wird von den Therapiesitzungen bestimmt und das „Jetzt“ von der Ermittlungsarbeit der Polizei. Dabei verrät der Autor aber nicht allzu viel. Der Leser erfährt nicht mehr als die Polizei und muss sich diesen Fall auch erst erarbeiten.

Anfangs haderte ich etwas mit dem Spannungsaufbau. Man wird mit vielen Fragen konfrontiert und der Roman beschäftigt einen ohne wirklich zu fesseln.

Der Autor hält sich mit Offenbarungen sehr bedeckt, lässt viel Raum für Spekulationen und sein Schreibstil ist eher nüchtern und neutral.

Die Charaktere bleiben während der gesamten Handlung unberechenbar und es ist schier unmöglich hinter ihre Gedanken zu blicken. Die einzelnen Schicksale ließen mich relativ kalt. Ich war nur auf die Gespräche und die Ermittlungen fokussiert, Emotionen kamen nicht so recht an. Vielleicht lag darin aber auch die Absicht des Autors, das man nicht mit einer bestimmten Figur sympathisiert, sondern alle auf eine Stufe stellt. Denn die Essenz dieses Thrillers sind eindeutig die zwischenmenschlichen Konflikte innerhalb der Gruppe.

Man hat ständig ein Puzzle vor Augen, dessen entscheidende Teile noch fehlen. Die Auflösung, schließlich, ist grandios ausgeklügelt und lässt den Aufbau der Handlung als großes Ganzes erscheinen.

 

Von mir gibt es 4 Sterne für diese eigenwillige Lektüre.