Rezension

Ein Roman der durch seinen besonderen Erzählstil hervorstecht.

Wer war Alice
von T. R. Richmond

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

F: Was willst du machen, wenn du erwachsen bist?

A: Die Fragen kann ich nicht beantworten, weil ich nie erwachsen werde! Spaß beiseite…

Zitat Seite 91

Als Alice 2005 bei einem Interview der Studentenzeitung, diese Antwort auf eine Frage gab, glaubte sie nicht, dass dieser Scherz später einmal schmerzhafter Ernst wird. Doch 2012 soll sich dies Bewahrheiten. War es ein Unfall, Selbstmord oder doch eher Mord?

Darüber diskutieren Freunde, Familie, Bekannte und etliche weitere Menschen nach der traurigen Meldung um Alice Tod in unterschiedlichen Foren, Blogbeiträgen, Zeitungen etc. Jedoch hat niemand eine Erklärung und alles was ans Tageslicht kommt stützt sich auf Spekulationen. Spekulationen, denen der ehemalige Professor Jeremy Cooke genauer auf den Zahn fühlen will. Sein Durchbruch will er durch die Veröffentlichung seines Buches erlangen und sammelt jedes auch so kleine Detail über Alice, ihrem Leben und ihrem Tod. Er möchte mit knallharten Fakten diese eine verhängnisvolle Nacht rekonstruieren um allen zu erklären: „Wer war Alice?“

Doch seine engagierten Recherchen werfen nur noch andere Fragen auf. Warum nur ist er so engagiert? Was hat er zu verbergen? Uvm…

Meine Meinung:

Um ehrlich zu sein kann ich nicht sagen, was dieses Buch genau in mir auslöste. Zum einen fand ich es sehr erschreckend, was man mit nur einem Wort in der Google-Suchmaschine, so alles über eine einzige Person herausfinden kann, und zum anderen, dass man dies auch noch vermarkten will.

Meine Erwartungen waren gemischt, aber was mich wirklich erwartete, damit hatte ich absolut nicht gerechnet! Das Gefühl, dass immer vorhanden war, war folgendes: Ich kam mir vor wie ein Schaulustiger an einer Unfallstelle und stand im Weg herum, während um mich herum alle total aufgelöst und verzweifelt um das Leben der Unfallopfer kämpften!“ Das grausame ist, dass ich diesen Eindruck bis zum Schluss nicht loswurde.

An sich ist die Gestaltung dieses Buches eher außergewöhnlich als das was man normalerweise so zum Lesen bekommt, denn der Aufbau an sich macht diesen Roman auf. Findet man nämlich nicht wie gehabt einen rund um verfassten Text vor, sondern ein Sammelsurium aus Blogeinträgen, Zeitungsartikel, Tagebucheinträgen ,Polizeiverhören, Emails und Briefen, die in unterschiedlichen Zeitabschnitten versenden oder veröffentlicht wurden. Mal aus der Gegenwart und mal aus der Vergangenheit. Kunterbunt gemischt und zu einem in sich verlaufenden Kontext zusammengepuzzelt. Und genau das stellte für mich das Problem dar! Anstatt Spannung trat bei mir Verwirrung auf, irritiert huschte ich durch die Seiten und hoffte einen roten Faden zu finden, der sich hinter dem Ganzen irgendwo zu verstecken schien, doch leider fand ich diesen erst gegen Ende des Buches, wo dann auch endlich die erhoffte Spannung aufkam und geklärt wurde was an dem verhängnisvollen Abend nun wirklich geschehen ist! Und *Beng* binnen von geschätzten 4 Abschnitten ist alles aufgeklärt und das Buch zu Ende. L

Aber es gab natürlich nicht nur etwas zu kritisieren, denn sehr positiv fiel mir ins Auge, dass man zu allen einzelnen Charakteren eine sehr tiefe und innige Beziehung aufbauen konnte, denn ihre Beweggründe standen immer ganz klar fest und wurden auf einer angenehmen und ausführlichen Art geschildert. Die einzelnen Abschnitte nahmen durch die Darstellungsweise keine Übergröße an und enthielten trotzdem genau den Input, denn man brauchte um sich in die unterschiedlichen Lagen hineinversetzen zu können.

Mein Lieblingszitat von Alice ist:

… Du bist nur einmal jung, das Leben ist wie Scrabble spielen, man darf seine guten Buchstaben nicht bunkern, man muss sie einsetzen, sobald man sie zieht… Seite 193 Tagebuchauszug von Alice

Und ich denke, dass dieses Zitat genau das Leben von Alice und auch ihren Charakter beschreibt, wie sie lebte und gerne weiter gelebt hätte.

Das Cover ist eine Darstellung von Alice. Es bringt sie nicht nur bildlich dem Leser näher, sondern hat auch etwas trauriges und verängstigtes an sich, was in dem Buch auch sehr schön zum Vorschein kam.

Fazit:

Dieser Roman traf zwar auf Grund des Aufbaus nicht wirklich meinen Geschmack, aber dennoch hat er durch seine besondere Art und Erzählform etwas an sich, was in einem den Drang hegt herauszufinden „Wer Alice wirklich war!“