Rezension

Ein Roman, der jegliche Emotionen in mir ausgelöst hat

Das geträumte Land - Imbolo Mbue

Das geträumte Land
von Imbolo Mbue

Nachdem ich die Leseprobe von Das Geträumte Land gelesen habe, wollte ich unbedingt den ganzen Roman lesen und bin dementsprechend mit hohen Erwartungen gestartet und wurde dabei nicht enttäuscht, sondern eher noch postiv überrascht (insofern das noch geht).
Der Einstieg in das Buch war sehr gut und man war sofort in der Geschichte drinnen und hat auch gleich die Charaktere kennen gelernt. Die Autorin schafft es die Geschichte sehr authentisch und real rüberzubringen (wohl auch weil sie hier persönliche Bezüge zu hat) und auch die wichtigen Themen wie Amerika als Land der Träume, falsche Vorstellungen und die Unterschiede der beiden Kulturen stellt sie sehr gut und verständlich dar. Besonders fasziniert hat mich dabei wie die zwei verschiedenen "Welten" aufeinander geprellt sind und wie die Kommunikation zwischen ihnen ist. Auch war es sehr interessant zu sehen, wie jede der beiden Familien Probleme hatten mit denen sie nicht zurecht gekommen sind und wie man sich dadurch eine Fassade aufbaut, die am Ende meiner Meinung nach alles nur verschlimmert und dass etwas was für die einen selbstverständlich ist für die anderen etwas besonderes ist. Das übergeordnet und alles umfassende Thema ist neben dem Traum es in Amerika zu schaffen, sozusagen vom Tellerwäscher zum Millionär, natürlich der Bankencrash (hier hauptsächlich von Lehman Brothers) und der Finanzkrise und damit die Ängste und Ungewissenheit etlicher Menschen, die dadurch bedingt ihren Beruf verlieren. Imbolo Mbue hat hier das Ausmaß dieser "Katastrophe" gut dargestellt und sich auch mit den Folgen beschäftigt.
Die Charaktere wirken sehr menschlich durch ihre postiven aber auch negativen Seiten, die bei jedem mal zum Vorschein kommen. Man lernt sie während der Geschichte sehr gut kennen und kann ihre Beweggründe zwar nicht immer nachvollziehen, dennoch aber immer sehr gut verstehen und auch ihre zum Teil Meinungsänderungen bzw. Charakterzüge, die sich ändern oder erst im Laufe der Geschichte zur Sicht kommen, werden sehr gut beschrieben. Man merkt hier, dass die Autorin sich sehr viel Mühe mit den Charakteren gegeben hat und viel persönliches hineingesteckt hat
Imbolo Mbue hat einen Schreibstil, der sich sehr flüssig lesen lässt, an manchen Stellen sehr humorvoll und an anderen Stellen wieder sehr ernst und auch die oftmals kurzen Kapitel haben mir sehr gefallen und auch die Erzählweise war sehr angenehm und alles war gut beschrieben, aber nicht so, dass es gelangweilt hätte.
Insgesamt ist das Geträumte Land ein sehr gelungener Roman über die Finanzkrise und wie sie Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen betrifft und was Angst um den Job und die damit verbundene Existenz mit einem macht und einen verändert und die volle Palette an Emotionen bietet. Ich persönlich habe öfter eine Pause machen müssen um nochmal über das Gelesene nachzudenken und auch nach dem Lesen wird es mir noch lange im Gedächnis bleiben, da dieses Thema auch heute nicht an seiner Aktualität verloren hat und uns alle mehr oder weniger betrifft.