Rezension

Ein Roman, der mich nicht ganz überzeugt hat!

Hades' Hangmen - Styx - Tillie Cole

Hades' Hangmen - Styx
von Tillie Cole

Bewertet mit 3 Sternen

Maes Welt gerät von einer Sekunde auf die nächste vollkommen aus dem Gleichgewicht. Hat sie ihr Leben lang in einer Gemeinschaft als Gefangene gelebt, muss sie nach ihrer Flucht aus dem Gefängnis Schutz bei einer Motorrad-Gang suchen. Kann sie den fremden Männern trauen?

Styx kann es kaum glauben, als er die bewusstlose Frau vor dem Eingang seines Clubs findet. Sofort erkennt er in ihr das Mädchen, dass er vor vielen Jahren einmal gesehen hat. Styx ist inzwischen der Anführer der Hangmen und stumm. Doch mit dieser Behinderung hat er sich einen Namen gemacht. Alle haben Angst vor dem stummen Hangmen, kann er dennoch für Mae sorgen? Hat diese Beziehung überhaupt eine Chance? Und was ist mit dem Orden, aus dem Mae geflüchtet ist? Werden sie die junge Frau einfach gehen lassen? Eine gefährliche und leidenschaftliche Zeit wartet auf Styx und Mae.

Der zur Zeit bekannteste Roman der britische Autorin Tillie Cole ist derzeitig wohl „A Thousand Boy Kisses“ in dem sie ihre Leser romantisch und sensibel durch eine tragische Geschichte begleitet. Doch die Schriftstellerin kann auch anders. Das beweist sie mit ihrem neusten Werk „Styx“, dem Auftakt zur Hades-Hangmen-Reihe.

Diese Geschichte wird abwechselnd sowohl aus Maes als auch aus Styx Sicht beschrieben. Dadurch ist es für den Leser einfach, sich ganz auf die Handlung einzulassen und sich die beiden Protagonisten vorzustellen.
Tillie Cole beschreibt die beiden Charaktere sehr lebendig und bildlich. Dadurch wirkt alles realistisch und plastisch. Dabei werfen wir zunächst einen Blick auf Mae, die für die zarte und sanfte Saite der Geschichte steht.
Mae wurde in einer Sekte geboren und ist dort aufgewachsen. Nun, mit 23 Jahren, schafft sie endlich die Flucht aus dem Orden, doch dabei wird sie schwer verletzt. Sie wird von den Hangmen gerettet und verliebt sich dabei in den Anführer der Gruppe. Während dieser Zeit brechen alte Wunden auf und sie erinnert sich an ihre qualvolle Zeit. Brutal beschreibt Tillie Cole ihr Martyrium und die Vergewaltigungen, die sie erleiden musste. Doch Mae wirkt dennoch stark und herzlich. Sie steht definitiv für das Positive in der Geschichte.
Auf der anderen Seite spielt Styx eine entscheidende Rolle. Er ist grausam, rau und stumm. Seine Wortkargheit überspielt er durch Brutalität und Gebärdensprache. Bei seinen Gegnern ist er gefürchtet, denn er schreckt vor nichts zurück, er mordet und quält seine Opfer bis zum letzten Moment. Doch als er Mae wiedersieht, wird alles andere unwichtig. Er will sie beschützen und dadurch wird aus dem grausamen Mann ein liebevoller Partner.

Die Handlung selbst ist recht einfach gestaltet. Junges Mädchen auf der Flucht, ganz fürchterliche Motorradgangmitglieder schlafen sich mit haufenweise Mädchen durchs Leben, ein Mord passiert, ein Anschlag, ganz viel Sex und dann das große Finale. Das alles wird äußerst detailliert und ausschmückend erzählt. Doch darüber hinaus ist der Autorin etwas ganz Entscheidendes abhandengekommen. Die Gefühle fehlen irgendwie. Auch die Dominanz von ständigen Beischlaf zerstört ein wenig die Dramatik und Spannung. Hier ist der Balanceakt zwischen Leidenschaft und aufregender Handlung nicht wirklich gelungen. Vielmehr stören ein paar Szenen den leichten Lesefluss.

Es gibt allerdings auch etwas Gutes anzumerken. Denn Tillie Cole nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt sehr bildlich und umfassend von den schrecklichen Szenen aus Maes Kindheit. Bereits mit acht Jahren wurde diese das erste Mal vergewaltigt und musste sich dem alleine stellen. Das zeigt, wie wenig Zuneigung und Unterstützung sie erhalten hat. Doch das Thema wird nicht ganz umfangreich ausgearbeitet, denn es bleiben so viele Fragen offen. An dieser Stelle hätte ich mir eine umfangreichere Kulisse gewünscht. Doch leider bleiben viele Informationen vergraben. Einzig die schlimmen Details werden beschrieben. Die Szenen, die schockieren und Entsetzen hervorrufen.

Ein Roman, der mich nicht ganz überzeugt hat!

Mein persönliches Fazit:
Ich habe mir von dieser Geschichte mehr versprochen. Nachdem ich Tillie Coles Jugendroman verschlungen habe, hatte ich die Hoffnung, auch hier wieder ein Wechselbad der Gefühle erleben zu können. Doch das Wechselbad blieb leider bei der Frage, warum ich weiterlesen sollte. Nachdem der Anfang noch unglaublich fesselnd und aufregend beschrieben worden ist, wurde der mittlere Teil schnell zu einer etwas langatmigen Angelegenheit. Ständiger Sex, dann ein paar blutige Szenen und viele unglaubwürdige Abfolgen haben mich ein wenig ermüdet. Da fehlte das Besondere. Das Ende hingegen konnte dann wieder punkten, denn der Autorin ist noch ein kleiner Überraschungskniff gelungen, den ich zuvor nicht habe absehen können. Deshalb bin ich glücklich, dass ich es doch bis zum Abschluss geschafft habe und die Geschichte um Styx und Mae miterleben durfte. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit leichten Einschränkungen. Nicht perfekt, dennoch interessant und stellenweise unterhaltsam.