Rezension

Ein Roman, der nicht einfach erzählen will

Sie wollte nicht Mama sagen - Sylvia Maria Zöschg

Sie wollte nicht Mama sagen
von Sylvia Maria Zöschg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieses Buch lenkt den Blick komplett vom Täter hin zum Opfer.

Der Schrecken von Misshandlungen in der Kindheit ist kein Stoff für einen Roman, der sich gemütlich in eine Abendlektüre verwandeln lässt.
Nein, das Thema ist schwer, und so will auch dieses Buch an keiner Stelle Leichtigkeit vorspielen.

Zu Beginn irritiert mich der berichtartige Erzählstil, doch spätestens im vierten Kapitel verstehe ich: Genau so muss die Sprache sein: dokumentierend. Der zunächst allwissende Erzähler verlagert ab hier die Sicht komplett auf das Kind und beschreibt schnörkellos, was er erlebt.
Vielleicht wäre der Schrecken sonst auch nicht gut zu ertragen?

 

Ich kann das Buch nicht einem Rutsch durchlesen, aber es fesselt dennoch. Wir beobachten die Hauptperson beim Erwachsenwerden, bei der Emanzipation aus einer unguten Lebenssituation, bei der Konfrontation mit der eigenen dunklen Seite – und auch beim Ausbrechen.

Dieses Buch lenkt den Blick komplett vom Täter hin zum Opfer.
Nachdem im Nachwort erklärt wird, inwiefern die Erzählung auf einer wahren Begebenheit basiert und der Roman dennoch fiktiv ist, bekommt der Titel eine neue Wucht.

 

Ich bin froh, dass ich es gelesen habe.