Rezension

Ein Roman, der seiner Zeit voraus war

Die Beichte einer Nacht -

Die Beichte einer Nacht
von Marianne Philips

Bewertet mit 5 Sternen

In "Die Beichte einer Nacht" beschreibt Suzanne Philipps die Lebensgeschichte von Heleen, die zu Beginn des Romans als Patientin in einer Nervenheilanstalt liegt. Rückblickend erzählt diese einer Nachtschwester ihre Lebensgeschichte, die, wie der Titel bereits vermuten lässt, in einer Tragödie endet. Heleen wächst als Älteste von zehn Kindern in ärmlichen Verhältnissen in einer protestantischen Familie auf, die sie bereits in jungen Jahren verlässt, um der Armut zu entkommen und einen höheren gesellschaftlichen Status zu erlangen. Dies scheint ihr zunächst auch zu gelingen - jedoch nimmt Heleens Leben noch einige Wendungen, die schließlich zu ihrer im Roman beschriebenen Beichte führen. 

Zunächst ist zu bemerken, dass der Roman bereits im Jahre 1930 verfasst und nun erstmals ins Deutsche übersetzt wurde. Bis dato waren mir sowohl die Autorin als auch der Titel gänzlich unbekannt. Ganz besonders erstaunlich fand ich in diesem Kontext die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema der psychischen Erkrankungen (einer Frau), waren diese doch lange ein Tabu. Im Vergleich dazu wurde Sylvia Plaths "Die Glasglocke" erst mehr als 30 Jahre später publiziert. 

Besonders wegen dieses Kontexts ist das Werk mehr als lesenswert - der Schreibstil ist flüssig, der Plot ist mitreißend und die Figuren sind gut ausgearbeitet. Außerdem interessant war das Nachwort der Enkelin der Autorin, in dem sie noch einmal ausführlich auf Suzanne Philipps Leben und die autobiographischen Züge des Romans verweist.