Rezension

Ein Roman, der zeigt, dass man sich selbst lieben muss, um eine gesunde Beziehung zu führen.

Lieblingsgefühle - Adriana Popescu

Lieblingsgefühle
von Adriana Popescu

Das Leben lässt sich nicht immer planen …

und die Liebe und die Kreativität schon gar nicht. Das muss auch Layla feststellen, als sie nach monatelangen Abenteuern in der Welt ins heimische Stuttgart und somit auch zu Tristan zurückkehrt. Obwohl beide das Wiedersehen kaum erwarten können, fahren die Gefühle danach regelrecht Achterbahn. Die Liebe auf Distanz war für beide keine Herausforderung, doch die Beziehung von Angesicht zu Angesicht birgt Probleme, an denen sie zu scheitern drohen …

Und auch beruflich durchlebt Layla nach ihrer Rückkehr ein rasantes Auf und Ab. Während sich in den Augen ihrer Umwelt gerade all ihre Träume erfüllen, kämpft sie tief in ihrem Herzen mit Eifersucht, Unsicherheit und Ideenlosigkeit – schlechte Voraussetzungen für eine Fotografin, die zuvor alle mit ihren einzigartigen Motiven verzaubert hat.

»Kein Abstand« bedeutet auch »kein Schutz«. Die Erkenntnis lässt mich wanken. Fast zittern. Ich glaube, ich brauche heute Abstand. Und Schutz. – Seite 167 –

Ein Roman, der zeigt, dass man sich selbst lieben muss, um eine gesunde Beziehung zu führen.

Für mich ist Lieblingsgefühle kein typischer Liebesroman und unterscheidet sich zumindest für mein Empfinden thematisch auch sehr stark von seinem Vorgänger. Während sich Lieblingsmomente eher um die ersten Schritte in die gemeinsame Beziehung von Tristan uns Layla drehte und die beiden auf dem Weg von einer guten Freundschaft zu einer außergewöhnlichen Beziehung zeigte, beschäftigt sich Lieblingsgefühle in meinen Augen eher mit der Beziehung von Layla zu sich selbst. Damit bietet Lieblingsgefühle seinen Lesern Einblicke und vielleicht auch manchmal Denkanstöße, die andere Liebesromane verweigern. Gar nicht verkehrt, schließlich bestimmt doch auch das eigene Selbstbild irgendwie das Bild einer Beziehung. Doch gerade das hängt bei Layla in Lieblingsgefühle mächtig schief.

Bereits im Vorgängerband konnten wir sie mit all ihren Unsicherheiten kennenlernen. Und stets war Tristan zur Stelle, um Layla wieder sanft auf den richtigen Weg zu führen. Doch dieses Mal ist bei den beiden Sand im Getriebe. Die Kommunikation funktioniert nicht richtig, und obwohl sie die räumliche Trennung mit Bravur gemeistert haben, trennen das Paar nach dem Wiedersehen Welten. Der Teufelskreis aus Schweigen, Enttäuschung und Verletzung zieht sich immer enger um Tristan und Layla – bis beide schließlich irgendwie die Notbremse ziehen müssen …

Trotz leichter Probleme in den Roman zu finden, konnte mich die Geschichte von Tristan und Layla auch dieses Mal wieder mit jeder Seite mehr überzeugen. Lieblingsgefühle erschien mir zwangsläufig durch Laylas Gedanken und Zweifel etwas düsterer, dennoch gefällt mir gerade dieser Aspekt im Nachhinein besonders gut. Wer braucht schon einen Liebesroman, in dem die Protagonisten in einer Wattewelt leben? Das tun wir schließlich auch nicht. Trotzdem sollte sich niemand abschrecken lassen, denn Adriana Popescu schafft natürlich mit ihrem einzigartigen Erzählstil immer wieder tolle Momente, die den Lesern das Herz aufgehen lassen – und wie auch der Vorgänger ist dieser Roman wieder eine gelungene Liebeserklärung an ihre Wahlheimat Stuttgart.