Rezension

Ein Roman mit lakonischen Witz...!

Junger Mann - Wolf Haas

Junger Mann
von Wolf Haas

Bewertet mit 5 Sternen

Nach Sommer in Super 8 ist dies in kürzester Zeit der 2. Roman, den ich gelesen habe, dessen Handlung in den 70er Jahren angesiedelt ist: Was mache ich hier? Vergangenheitsbewältigung? Muss ich mir Sorgen machen?

Denn schon beim 1. Blick auf dem Umschlag war ich mir im Klaren – oranger Frottee-Schonbezüge – definitiv die 70er! Beim 2. Blick fragte ich mich weiter: Was hat es nur mit dieser Waage aufsich?…

…und da ich von Natur aus ein neugieriges Kerlchen bin, wollte ich diese Frage beantwortet wissen und habe die Vergangenheitsbewältigung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Die österreichische Provinz, Ölkrise und Autofreie Tage: Nur für den Tscho, dem coolsten Kerl im Dorf, gelten andere Regeln. Das nagt gewaltig am Gemüt unseres jugendlichen Helden, der mit den Problemen seiner jungen Vergangenheit kämpft – zu viele Unfälle, zu viele Gipsbeine, zu viel Trostschokolade, zu viel Gewicht und nun…

…zu viel Gefühl: Ausgerechnet in Elsa, der hübschen Ehefrau vom Tscho, muss er sich verlieben. Aber – Hey! – wo liegt das Problem? Warum soll der Tscho alles haben und er nix?

So startet er eine radikale Abmagerungskur (darum die Waage auf dem Umschlag) und findet immer neue Ausreden, um in der Nähe des „zauberhaften Lächelns“ zu sein. Doch plötzlich steht der Tscho vor ihm und unterbreitet ihm ein Angebot, dass er nicht ausschlagen kann,…

…und so beginnt ein Roadtrip Richtung „Erwachsenwerden“!

Wolf Haas lässt in seinem Roman humorvoll die 70er wieder aufleben und begleitet seinen Helden auf dem steinigen Weg des Heranwachsens: Dabei strotzt dieser so sehr vor naiver Selbstüberschätzung, dass ihm weder seine über-korrekte Mutter oder sein psychotischer Vater, noch die 10 Jahre Altersunterschied zu seiner Angebeteten in seinem Handeln bremsen.

„Rückwärts durch die Knie betrachtet ist die Welt immer am interessantesten.“

Mit diesen Zutaten gelingt Haas ein Roman völlig ohne übertriebenes Pathos und Selbstmitleid: Sein Schreibstil ist locker und unterhaltsam, mit lakonischem Witz und einer Menge Ironie,…

…ein herrlicher „Coming of Age“-Roman.