Rezension

Ein Roman über das loslassen und neu beginnen

Wenn du das hier liest - Mary Adkins

Wenn du das hier liest
von Mary Adkins

Bewertet mit 4 Sternen

“Wenn du das hier liest” sticht vor allem dadurch heraus, wie es verfasst wurde.
Man begleitet nicht das Schicksal eines einziges Menschen und hat Anteil an seinen Gedanken und Gefühlen.
Dieser Roman ist in Briefform verfasst. Emails, Blog Einträge. All das findet man hier.
So etwas ist immer sehr schwer, vor allem für den Leser. Es ist schwierig dadurch die ganze Bandbreite zu erfassen und es wirklich zu spüren.
Der Autorin gelang es in meinen Augen sehr gut diese Hürde zu meistern.
Doch trotz des doch eher plastischen Schriftverkehrs, hat sie es geschafft, mich innerlich aufzuwühlen.
Was vor allem an der äußerst schwierigen Thematik liegt, die hier zugrunde liegt.
Trauer, Verlust und die Konsequenzen dessen.
Man erlebt nicht nur Iris, die vom Schicksal gebeutelt ist und in ihrem Blog ein Ventil findet. Es sind ihre letzten Zeilen an die Hinterbliebenen.
Was zu sehr viel Schmerz und Qual führt.
Obwohl ich wußte, was letztendlich mit ihr geschah, so hab ich doch mit ihr gehofft und nach jedem Strohhalm gegriffen.
Es hat mich förmlich zerrissen, nicht dagegen angehen zu können.
Hoffnungslosigkeit, Wehmut, Angst.
Die Autorin zeichnet nicht nur ein sehr gutes Bild von Iris selbst. Sondern auch von ihrem Umfeld.
Von ihrem Chef Smith,dessen Praktikanten Carl und ihrer Schwester Jade.
Erstaunlicherweise haben Sie alle sehr viel Tiefe.
Besonders Carl hat mich immer wieder zum schmunzeln gebracht. Er hat ein Talent dafür, immer wieder ins Fettnäpfchen zu treten. Aber auf eine seltsame Art und Weise ist er auch ein wichtiger Bestandteil und Halt in dieser sehr emotionalen Story.
Jade und Smith schlagen ihr eigenes Kapitel auf und so wie sich jede Seite ändert,so ändert sich auch ihr Leben.
Sie haben Träume, Hoffnungen. Doch durch den Verlust droht alles auseinanderzubrechen. Man spürt wie verzweifelt und zerrissen sie sich fühlen.
Doch es geht weiter. Irgendwie.

Der Schreibstil von Mary Adkins ist recht einfach gehalten, leicht verständlich und die Seiten flogen nur so an mir vorbei. Das ganze entwickelte einen Sog, dem ich begierig folgte.
Tatsächlich hatte ich keine Erwartungen und wurde wirklich überrascht.
Die Charaktere haben mich wirklich berührt, sie haben verdammt viele Ecken und Kanten und das hat sie für mich auch so greifbar gemacht. Ich mochte sie sehr. Allen voran Iris.
Ich dachte auch , es geht nur um sie.
Doch es ist so viel größer.
Es geht um Einsamkeit, die Kraft loszulassen und nach vorne zu sehen. Es geht darum , im größten Moment des Schmerzes, neue Gefühle zuzulassen.
Neue Wege zu gehen.
Sich nicht aufzugeben.
Es wird aufgezeigt, dass Verlust nicht nur einen einzelnen Menschen betrifft. Das so viel mehr daran hängt, als man vermuten würde.
Ich empfand diese Geschichte als wahnsinnig traurig und die Atmosphäre als sehr drückend.
Jeder hat hier sein Päckchen zu tragen. Was nicht nur an Iris’ Schicksal liegt.
Das Leben geht manchmal seltsame Wege und führt zusammen, was zusammen gehört.
Tatsächlich habe ich diese Konstellation nicht kommen sehen und war deshalb von dem Ende sehr überrascht.
Mein einziger Kritikpunkt: ich hätte mir gern mehr Details von Iris’ Schicksalweg erhofft. Aber abgesehen davon, gelang es der Autorin im Angesicht der Erkenntnis, die ganze Traurigkeit und Qual über mich hereinbrechen zu lassen.

Schlussendlich ein sehr eindrucksvoller Roman , der mich aufgrund seiner Art doch sehr beeindruckt hat.

Fazit:
“Wenn du das hier liest” ist ein Roman der bewegt und unheimlich traurig und schmerzvoll ist.
3 Menschen
3 Schicksal
1 Weg der zusammenführt.
Trauer, Verlust, Schmerz.
Ein Roman über das loslassen und neu beginnen.
Ein Roman der mich trotz seiner Briefform emotional mitgerissen und beschäftigt hat.
Die Autorin hat gerade diesen Balanceact hervorragend gemeistert.
Ein Roman der einfach auch mal zum nachdenken bringt.
Über das Leben, verpasste Chancen und sich selbst.