Rezension

Ein Roman über das Scheitern

Cold Spring Harbor - Richard Yates

Cold Spring Harbor
von Richard Yates

Fast dreißig Jahre nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1986 erscheint Richard Yates' letzter Roman "Cold Spring Harbor"auf deutsch (übersetzt von Thomas Gunkel). Auf 240 Seiten begegnet der Leser den Familien Shepard und Drake, deren Schicksale sich im Laufe des Romans verknüpfen und deren Familienmitglieder eins gemeinsam haben: unerfüllte Träume, verpasste Chancen und die Kunst sich darüber selbst zu belügen. Die Handlung spielt in den 40er Jahren auf Long Island und wandert immer wieder zwischen den einzelnen Charakteren hin und her. Yates schafft es mit wenigen Worten, ein umfassendes Bild eines Mittelstandes zu zeichnen, der geprägt ist von einer selbstzerstörerischen Suche nach dem amerikanischen Traum und dem dabei unausweichlichen Scheitern. Die SZ vergleicht Yates' Roman mit einem Gemälde von Edward Hopper: "Nicht weil er auf Long Island spielt und also am Meer, das Hopper so oft gemalt hat, sondern wegen der unerfüllten Sehnsüchte, die hier wie dort die Figuren befeuern - und deren Erlöschen Yates stoisch protokolliert."

Ein großer Roman eines großen Autoren. Unbedingt lesenswert!