Rezension

Ein Roman wie ein Film

Ashblood - Die Herrin der Engel
von Garth Nix

Bewertet mit 4 Sternen

Ich hatte vor langer Zeit mal in den ersten Band der "Schlüssel zum Königreich - Schwarzer Montag" hineingelesen, das war mir dann aber zu überzeichnet. Jetzt wollte ich dem Autor nochmal eine Chance geben - ja, ich plane jetzt auch noch andere seiner Bücher zu lesen.

In "Ashblood - Herrin der Engel" (im Original: Angel Mage - ich werde nie verstehen, warum man bei deutschen Büchern neue englische Titel erfinden muss) entwickelt Garth Nix eine neue Welt mit ihrer eigenen Engelsmagie, stellt im Prolog die ursprüngliche Katastrophe, im erste Teil die mächtige Engelsmagierin Liliath und im zweiten Teil die auserwählten vier vor - viele Namen, viele Orte, und einiges, was im Hintergrund mal eben mit erwähnt wird, aber so unwichtig nicht ist. 

Ab dem dritten Teil geht dann die eigentliche Geschichte los - die vier lernen sich kennen, werden Freunde (und sind nicht von ungefähr dann später Musketiere, deren oberste Befehlshaberin eine Dartagnan ist). Und schließlich werden alle zusammen auf eine Expedition geschickt, die dann sogar in diesem Buch abgeschlossen wird. Dabei nahm die Spannung und auch das Erzähltempo immer mehr zu - wurde aber im Epilog wieder aufgelöst.

Das langsame Erzähltempo mit hoher Informationsdichte im ersten und zweiten Teil war sicher gewöhnungsbedürftig, und für manche Figuren hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht - aber Garth Nix dankt ja in der Widmung nicht ohne Grund den Machern der Musketier-Filme. Ich empfinde den Roman durchaus so, dass die einzelnen Kapitel immer in sich mehr oder minder geschlossene Szenen sind, nach denen ein Cut kommt und der Blick auf eine neue Szene geworfen wird. Und wie im Film siegt am Ende der Geist über den Degen und vermeintlich schwache zeigen auf einmal Stärke.

Das Buch hat mich insgesamt gut unterhalten und es fehlt der Geschichte in manchen kleinen Szenen auch nicht an Humor. Darum eine Leseempfehlung für alle, die gerne Fantasy lesen, sich von langsamen Anfängen und ausgiebigem Worldbuildung nicht abschrecken lassen und bei den Charaktären auf großen Tiefgang verzichten können.

Und ich bin gespannt, ob es nicht doch noch weitere Bände zu dieser Geschichte geben wird - das Ende lässt die Möglichkeit zu, und so manche Teilgeschichte, wie die von Dorotea, könnte weiter erzählt werden.