Rezension

Ein ruhiger King

Später
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Jamie Conklin wächst bei seiner Mutter in New York auf. Er ist eigentlich ein ganz normales Kind - bis auf die Tatsache, daß er Tote sehen und mit ihnen reden kann. Diese Tatsache nutzt die Freundin seiner Mutter, Polizistin Liz Dutton, aus, um ihre Karriere zu retten. Sie führt ihn zu dem toten Serienattentäter Therriault, doch dieser ist kein normaler Toter. Er verschwindet nicht mehr und Jamie schwebt in höchster Gefahr...

"Später", das neueste Werk von Stephen King, ist eher Horror der ruhigen Art. Zwar sind einige der Toten furchteinflößend durch ihre Wunden, die der Meister des Horror gut beschreibt, andere, wie z. B. die Nachbarin,  liebenswert und rührend. So richtig gruselig ist lediglich Therriault. Und dies mehr auf psychologischer Basis. Sein ständiges Erscheinen weckt im Leser Erinnerungen an die Kindheit, denn wer fürchtete sich nicht auf die gleiche Weise wie Jamie vor dem Monster im Schrank oder unter dem Bett? Mit diesen Ängsten spielt King ganz geschickt. Jamie tat mir so unendlich leid. Seine Mutter behütet ihn zwar, aber unterschwellig merkt man seine Sehnsucht, zu wissen, wer sein Vater ist. Dazu kommt sein zwiespältiges Verhältnis zu Liz. Er mag sie, ist aber gleichzeitig eifersüchtig und begegnet ihr mit Mißtrauen, welches völlig berechtigt ist, wie sich später herausstellt. Mit Jamie fiebert man mit, erlebt seine Ängste und Sehnsüchte. Stephen King hat eine ganz besondere Art, den Leser zu fesseln. Einmal begonnen, legt man das Buch nicht mehr aus der Hand. Dadurch ist dieses Buch dann auch leider schnell gelesen, denn der Umfang ist nicht so, wie man es vom Meister gewohnt ist. Es handelt sich nicht um einen Wälzer im Stil von "Es", sondern für seine Verhältnisse eher um eine etwas größere Kurzgeschichte. Aber es bestätigt sich auch hier: Man braucht keine Masse, um gut zu unterhalten. Dieses Buch ist nicht künstlich aufgebläht - die Länge ist völlig in Ordnung und hält dadurch sein Tempo und die Spannung. 

"Später" ist kein Gruselschocker, aber auf jeden Fall ein sehr lohnenswertes Buch!