Rezension

Ein ruhiges Buch, das tiefe Wellen schlägt

Silver Linings - Matthew Quick

Silver Linings
von Matthew Quick

Bewertet mit 5 Sternen

Der 30jährige Pat kommt gerade frisch aus der Psychiatrie und steht nun vor der Aufgabe sich wieder im Alltagsleben einzufinden. Doch das ist gar nicht so leicht, wo Pat doch ein absolutes Blackout hat, was die Zeit vor dem Psychatrie-Aufenthalt betrifft und somit auch nicht mehr weiß, warum er überhaupt an diesem "schlimmen Ort" war. Zudem setzt Pat eigentlich alles nur daran, die derzeitige Auszeit zwischen sich und seiner Ehefrau Nikki zu beenden.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Glücklicherweise stehen Pat in diesen schweren Zeiten einige Menschen bei, wie beispielsweise der etwas ungewöhnliche Psychiater Dr. Patel oder die  durchgeknallte Tiffany.

Meine Meinung

Da „Silver Linings“ mein Monatsfavorit April ist, kann man sich wohl vorstellen, dass es mir außerordentlich gut gefallen hat. Matthew Quick war mir zuvor nicht bekannt, aber mit diesem Buch hat er absolut meinen Nerv getroffen. 
Wir haben in „Silver Linings“ ein tolles Zusammenspiel verschiedenster Charaktere. Und obwohl mir nicht aufgefallen ist, dass Matthew Quick auf lange Beschreibungen zurückgreift, hatte ich doch das Gefühl, jeden ganz gut zu kennen. 
Man sollte jedoch von Beginn an darauf gefasst sein, alles aus Pats subjektiver Sicht erzählt zu bekommen. Das heißt wenn Pat keine Ahnung hat, was los ist, sind wir als Leser mit ihm ahnungslos. Und das sind wir eine ziemlich laaange Zeit;) Das empfand ich nebenbei gesagt als große Leistung von Matthew Quick. Ich stelle mir das kompliziert vor, als Autor allwissend bezüglich der Geschichte zu sein, aber aus der Sicht eines „Unwissenden“ zu schreiben. Darin bestand zum Teil für mich auch der Reiz weiterzulesen, weil ich natürlich wissen wollte, was da nun los ist. Und doch merkt man, dass es eigentlich nicht das Wichtige ist, sondern Pats Art und Weise mit allem umzugehen bzw. der "Heilungsprozess" an sich.
Außerdem sollte man American Football nicht gänzlich abgeneigt sein. Ich bin kein sonderlich großer Fan von Sportarten zu lesen, die mich eigentlich nicht interessieren. Hier hatte ich damit aber kein Problem. Das lag vielleicht auch daran, dass uns Mr. Quick neben dem Sport an sich, auch noch etwas ganz anderes vermitteln möchte. Denn Sport als gemeinsames Interesse kann so ein starkes Gemeinschaftsgefühl wecken, dass es eine allgemeine Basis für Zwischenmenschliches schafft und Brücken herstellt.
Und obwohl wir doch auch viel mit dem Gefühlsleben von Pat und teilweise auch anderer Personen konfrontiert werden, ist das ganze Buch nicht zu kitschig oder übermäßig gefühlsduselig. Die Verhältnisse haben einfach gestimmt. Es stimmt nachdenklich und man rätselt viel, aber es macht jetzt auch nicht tieftraurig. Man leidet mit ihm unter dieser Last der Ungewissheit und versteht wie schwer es sein kann, einen neuen Weg für sich zu finden. Andererseits gibt es dann wieder Stellen, da fragt man sich wirklich, warum um Himmels willen tut er denn das jetzt schon wieder. Und alles andere wäre wahrscheinlich auch nicht authentisch gewesen. Alles braucht eben seine Zeit.

Fazit
Ich finde Pats Geschichte wirklich lesenswert. Ein ruhiges Buch, das tiefe Wellen schlägt. Und für mich war es von der ganzen Machart, wie die ganze Geschichte aufgezogen und erzählt wird, sehr erfrischend.
5 von 5 Sternen