Rezension

Ein Schafkopfabend mit dramatischen Folgen

Schafkopf - Andreas Föhr

Schafkopf
von Andreas Föhr

Bewertet mit 4 Sternen

Für diesen spannenden Regionalkrimi gebe ich 4 Sterne

===Inhalt===
 
Bei dieser Krimiserie ermitteln Polizeiobermeister Kreuthner (der es mit dem Gesetz selber nicht so genau nimmt) und der wesentlich seriösere Kommissar Wallner, der eigentlich immer friert und mit seinem Großvater zusammen in einem Haus wohnt.
 
Es handelt sich um einen sehr seltsamen Mordfall: Bei der Kapelle auf dem Riederstein wurde dem Kleinkriminellen Stanislaus Kummeder mit einem Präzisionsgewehr der Kopf weggeschossen. Galt der Mordanschlag wirklich ihm oder vielleicht doch seinem Kumpel Peter Zimbeck, mit dem er an dieser Stelle verabredet war? (Stanislaus und Peter hatten vereinbart, sich mit jeweils einem 10-Liter-Fass Bier an dieser Stelle zu treffen, um feucht-fröhlich einem verunglückten Freund zu gedenken.)
 
Bei den Ermittlungen stößt man auf einen denkwürdigen Juniabend vor zwei Jahren, bei dem in Peter Zimbecks Wirtshaus eine ziemlich teuere Schafkopfrunde zusammen kam und als Staunislaus Kummeders Freundin Kathi vor ihrem gewalttätigen Freund floh und seitdem nie wieder gesehen wurde. In dieser Nacht stahl Peter Zimbeck auch mehrere Tausend Euro vom Konto des Anwalts Falcking – und Zimbeck beharrt darauf, dass er die PIN-Nummer einfach so erraten habe...
 
Der zwielichtige, inkompetente Anwalt Falcking meldet sich bei der Polizei und möchte etwas wichtiges zum Mordfall sagen – aber bevor er auspacken kann, wird auch er ermordet...
 
 
===Der Stil===
 
Es handelt sich um einen Regionalkrimi, wie man schon an der Schilderung des Inhalts erkennen kann. Das bedeutet auch, dass die Dialoge teilweise in Dialekt geschrieben sind – allerdings auch für Nicht-Bayern noch verständlich. Andreas Föhr schreibt in einem gut verständlichen, flüssigen Stil und sehr lebendig.
 
Teilweise ist der Krimi humorvoll, vor allem dann, wenn Wallners Großvater ins Spiel kommt oder bei einigen Zitaten des leicht anarchistischen Polizisten Kreuthner. 
Insgesamt handelt es sich aber um einen ernsten Kriminalfall. Die Gewalt, die Susi und Kathi von ihren Lebenspartnern ertragen müssen, ist bedrückend. 
 
 
==Meine Meinung==
 
Zu meinen Hobbys gehört das Kartenspiel Schafkopfen. Logisch, dass ich auch einen Krimi lesen musste, bei dem es um dieses Kartenspiel ging. Es ist für das Verständnis des Buches natürlich nicht notwendig, dieses Spiel zu beherrschen. Ich fand den Krimi sehr spannend. Mir hat gut gefallen, dass "Schafkopf" nicht so betulich und verniedlicht ist, wie es bei Regionalkrimis oft der Fall ist. 
Bedrückend fand ich, wie die jungen Frauen Kathi und Susi in sehr gewalttätigen Beziehungen gefangen sind. Beide haben Angst, dass ihnen auch die Polizei nicht helfen kann und die gewaltigen Partner sie auch nach einer Gefängnisstrafe weiter verfolgen. Diese Schilderungen empfand ich als sehr drastisch. (Aber trotzdem noch realistisch – man liest ja oft Vergleichbares in der Zeitung.)
 
Die Ermittlungsarbeit der Polizei ist interessant zu lesen. Die Hauptpersonen sind recht lebendig geschildert, man kann sie sich gut vorstellen. Es gibt immer mal wieder erstaunliche Wendungen. Zur Spannung beigetragen hat auch, dass der gewalttätige Peter Zimbeck kein klischeehaft dummer Schläger ist, sondern seinen Gegnern auch geistig etwas entgegen zu setzen hat.
 
Für kleine Aufheiterungen zwischendurch sorgen kurze Episoden über Wallners Großvater, bzw. Wallners Privatleben. Allerdings nehmen diese kleinen Aufheiterungen nicht überhand.